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Einleitung.
I. Die Deutschen vor der Völkerwanderung.
§ 2. (65.)
Land und Volk.
1. Das alte Deutschland. Die ältesten Nachrichten über Land und
Volk der Deutschen haben wir von den Römern erhalten. Sie nannten
Germania das Land vom Rheine bis über die Weichsel hinaus und von
der Donau bis zur Nord- und Ostsee. Das Land auf der l i n k e n Rheinseite
bis zu den Vogesen wurde von ihnen zu Gallien gerechnet, obwohl es von
germanischen Völkerschaften bewohnt war. Die Römer schildern Germanien
als ein rauhes, größtenteils mit Wald bedecktes Land. Namentlich heben sie
denherzynischenWald hervor, der die vom Schwarzwald durch Mittel-
deutschland bis zu den Karpathen reichenden Gebirge umfaßte und sich
60 Tagereisen in die Länge und 8 in die Breite erstreckte. Eine Menge Wild
hauste im Dickicht der Urwälder: Auerochsen, Elentiere, Bären, Wölfe, Eber.
2. Die Germanen: Abstammung und Völkerschaften. Die
Germanen, ein Zweig der großen indo-europäischen Völkerfamilie,
waren in alter Zeit aus Hochasien eingewandert; „sie waren ein unvermischtes,
reines, nur sich selbst ähnliches" Volk. Durch hohe, kraftvolle Gestalt, kühn
blickende blaue Augen und rotblondes Haar unterschieden sie sich von den süd¬
licher wohnenden Völkern. Der Name Germanen, der wahrscheinlich
„Nachbarn" bedeutet, wurde ihnen zuerst in Gallien, dann von den Rö-
mertt beigelegt. Der Name Deutsche ist erst um die Wende des 9. und
10. Jahrhunderts aufgekommen; bis dahin hatten sie selber keinen das ganze
Volk umfassenden Namen, sondern nur Namen für die einzelnen Völker-
schaften, in welche sie zerfielen. Dieser Völkerschaften gab es eine große Menge.
Unter ihnen ragten im westlichen Deutschland hervor: die Cherusker an
der Weser, die Katten in Hessen, die Sigambrer an der Ruhr, die
Friesen in Holland. Im Osten war der Stamm der Sueben ausge-
breitet, zu welchem die Semnonen in Brandenburg, die Langobarden
am linken Ufer der Elbe bei Lüneburg, die Bandalen am Riesengebirge,
die Goten an der Weichselmündung gehörten.
§ 3. (66.)
Lebensweise, Sitte und Verfassung.
1. Lebensweise und Sitten. Die alten Germanen waren ein zwar noch
rohes, aber naturkräftig gesundes, reich begabtes, frisch aufstrebendes Volk.
„Gute Sitten vermochten bei den alten Deutschen mehr, als anderswo
gute Gesetze." Als Hauptzüge ihres Charakters werden genannt: unbän-