Full text: Brandenburgisch-preußische und preußisch-deutsche Geschichte (Teil 2)

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Zeit große Unordnung. Die Gelegenheit wurde von Rußland 
benutzt, um einzelne Stücke des Landes für sich abzureißen; auch 
Österreich nahm sich den ihm naheliegenden Teil. Unter diesen 
Umständen hielt Friedrich es für richtig, sich mit diesen beiden 
Mächten wegen der Erwerbung Westpreußens, das für ihn 
von der größten Wichtigkeit war, zu verständigen. Das Ergeb¬ 
nis war die Erwerbung Westpreußens mit Ausnahme von Danzig 
und Thorn 1772. Dadurch wurde der Zusammenhang zwischen 
Brandenburg und Ostpreußen hergestellt. Friedrich, der nun¬ 
mehr das ganze Preußenland in seinem Besitz hatte, nannte sich 
fortan König von Preußen. 
Während der Friedensjahre/ zwischen dem zweiten und dritten 
schlesischen Kriege, sowie nach Beendigung des letzteren,: war 
Friedrichs mit ber größten Anstrengung und Ausdauer barauf) 
bedacht,, die Wunben, welche der Krieg feinem Lande geschlagen 
hatte, zu heilen un^ den Wohlstand des Volkes zu heben. 
In denjenigen Gegenden, wo der Krieg gewütet hatte, 
ließ er den Bauern Saatkorn austeilen und schenkte ihnen 
Pferde zur Bestellung des Ackersauch wurde ihnen ein Teil 
der Steuern erlassen. Landstriche, die ganz verödet waren, 
suchte er durch Einwanderungen aus Sachsen und vom Rheine 
her wieder zu bevölkern. Der Anbau der Kartoffeln dem 
noch manche Vorurteile entgegenstanden, wurde durch ihn all¬ 
gemeiner.^/ Er den Nieder-Oderbruch /und gewann 
dadurch 50 000 ha fruchtbares Land. Ebenso machte er/ die 
Warte- und Netzebrüche urbar. 
Den Handel suchte er dadurch zu heben, daß er auf fremde 
Waren hohe Zölle setzte oder ihre Einfuhr ganz verbot. Dabei 
war er darauf bedacht, neue Erwerbszweige zu schassen. In 
Berlin wurde eine Porzellanfabrik angelegt; Baumwollspinnerei-und 
Weberei wurde eingeführt. Die Anlage von Kanälen — Finow- 
Kanal, Plciuenfcher Kanal und Bromberger Kanal — diente zur 
Erleichterung des Verkehrs und zur Hebung des Handels. 
Friedrich legte Wert darauf, daß feine Unterthanen von ihm 
denken sollten, ihr König sei ein gerechter Man», der sich auch 
selbst dem Gesetze beuge. Die bekannte Erzählung des Zwiegesprächs 
zwischen ihm und dem Potsdamer Windmüller zeigt, daß ihm dies 
gelungen sei. Er wollte, daß gleiches Recht für alle gelte; den 
Richtern machte er die schnellste Erledigung der Rechtssachen zur 
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