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feit, ein festes Band, hält zusammen Seitf nnb Land." — „Wir wollen sein 
ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not nns trennen und Gefahr." Aber 
als es nun gilt, die Macht zu gebrauchen, bie in ber Einigkeit liegt, ba schließt 
bie Union kleinmütig Frieben unb läßt ben Böhmenkönig im Stich. Das ist 
Verrat an ber heiligen Sache bes Glaubens, ober boch wenigstens Gleich¬ 
gültigkeit. „Lasset uns Gutes thun an jebermann, allermeist aber an unseres 
Glaubens Genossen." Besonbers gefällt uns bas Verhalten ber Kurfürsten von 
Brandenburg unb Sachsen nicht. Beibe stnb lau in ihrem Glauben; ber eine 
hält es offen mit bem Kaiser, ben anberen zwingt bie Furcht vor bem Kaiser 
zur Unthätigfeit; bei beiben ist die Selbstsucht größer als die Liebe zu ben 
Glaubensgenossen. 
4. Was ist über Friedrich Y. zu urteilen? 
Alles, was wir von ihm hören, will uns nicht recht gefallen. Er ist ehr¬ 
geizig unb nimmt bie Böhmenkrone an, obgleich er weiß, baß sie ber that¬ 
kräftige Ferbinanb ohne Kampf unb Blutvergießen sich nicht entreißen lassen 
wirb. Er ist hochmütig gegen bie Böhmen: „Hochmut kommt vor bem Falle." 
— „Gott wiberstehet ben Hoffärtigen ..." Dabnrch verscherzt er bie Liebe 
unb das Vertrauen des Volkes. Er ist genußsüchtig, indem er seine Königs¬ 
würbe nur zur Veranstaltung rauschenber Festlichkeiten benutzt. Er ist nach¬ 
lässig, inbem er bie nötigen Kriegsborbereitungen nicht rechtzeitig trifft. Er 
ist selbstsüchtig, weichlich, wenn er sein Heer verläßt unb nach Prag eilt, 
um eine Nacht besser schlafen zu können. Er ist leichtsinnig, wenn er über 
beit Genüssen ber Tafel bie Gefahr seines Heeres vergißt. Er ist mutlos 
unb feige, wenn er nach einer einzigen Schlacht Krone unb Laub im Stiche läßt. 
Aber boch können wir uns bes Mitleibs mit diesem Manne nicht er¬ 
wehren, wenn wir ihn hilflos und verlassen von Land zu Land eilen und auf 
fremder Erde sterben sehen. „Es sind ja Gott sehr leichte Sachen ..." (Wer 
nur den lieben Gott ... V. 6.) 
5. Was ist über die Heerführer der Protestanten zu urteilen? 
Sie find hilfsbereit, denn sie nehmen sich des verlassenen Böhmenkönigs 
und der bedrängten Glaubensgenossen an. „Wer sich des Armen erbarmet ..." 
— „Lasset uns Gutes thun an jedermann ..." — „Freund in der Not, 
Freund im Tod, Freunb hinterm Rücken, das sind drei starke Brücken." In 
ihrer Hilfe sind sie selbstlos und opferfreudig, im Kampfe tapfer und 
unerschrocken, grimmige Feinde des Kaisers und der Katholiken. 
Dagegen gefällt uns nicht die Art und Weise der Kriegführung. Raub, 
Mord, Plünderung bezeichnen den Weg ihrer Scharen. Da muß der Un¬ 
schuldige mit dem Schuldigen leiden; Freundes- wie Feindesland wird gleich 
verwüstet. Dadurch werden Roheit, Hartherzigkeit und alle bösen Leiden-
	        
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