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dischen Königstochter Chlotilde. Diese war eine eifrige Katholikin, hatte aber
ein trübe Jugend verlebt. Ihr Vater war von seinem Bruder des Thrones
beraubt und ermordet, sie selbst in einem Kloster erzogen worden. Daher
haßte sie ihren Oheim, und trotz ihres Christenglaubens fühlte sie die heidnische
Pflicht der Blutrache. Als daher die Boten des Frankenkönigs als Braut¬
werber erschienen, heiratete sie gern den heidnischen König, um ihn zum
Christentnme zu bekehren und sich mit seiner Hilfe an dem verhaßten Oheim
zu rächen. Chlodwig aber stand dem Christentum lauge zögernd und zweifelnd
gegenüber. Zwar erlaubte er, daß seine Söhne christlich getauft wurden; als
aber der erste und auch der zweite bald nach der Taufe starb, fürchtete er den
Zorn der alten Heidengötter und den Unwillen seiner heidnischen Franken.
Chlotilde aber ließ nicht nach, ihren Gemahl auf Christi Lehre hinzuweisen.
Als sie ihm einst von der Kreuzigung des Herrn durch die Juden erzählte,
fuhr er rasch dazwischen: „Wenn ich nur mit meinen Franken dabei gewesen
wäre, so hätte das gewiß nicht geschehen sollen." Aber Christ wollte er
trotzdem nicht werden. Erst eine besondere Veranlassung führte ihn dem
Christentums zu.
b) Die Unterwerfung der Alamannen. Seine östlichen Nachbarn
waren die Alamannen. Sie wohnten zu beiden Seiten des Oberrheins von
Mainz bis zum Bodensee; ihr Gebiet war im Osten vom Lech, im Westen
von den Vogesen, im Norden von Main und Lahn, im Süden von den Alpen
begrenzt; es war der Hauptsache nach das ehemalige Zehntland, das sie be¬
wohnten. Sie waren unruhige, durch Tapferkeit und Raubsucht gefährliche
Nachbarn. Bald kam es zu Grenzstreitigkeiten zwischen ihnen und dem Teile
der Franken, der um Köln wohnte. König Sigbert, ein Verwandter Chlod¬
wigs, rief diesen zu Hilfe. Er kam und schlug im Jahre 496 die Alamannen
am Rhein in einer blutigen Schlacht, deren Ort sich nicht mehr bestimmen
läßt.1) Vor der Schlacht hatte Chlodwig seine Götter um Sieg gebeten; als
aber die Franken zu wanken begannen, flehte Chlodwig zum Christengott und
gelobte, sich taufen zu lassen, wenn dieser ihm beistehe. Er siegte und unter¬
warf die Alamannen, deren Land von nun an Franken hieß.
c) Chlodwigs Taufe in Reims. Was er in der Not versprochen
hatte, das hielt er auch. Nachdem ihn der Bischof Remigius in Reims im
Christenglauben unterwiesen hatte, empfing er von diesem am Weihnachtsfeste
496 mit 3000 edlen Franken die heilige Taufe im Dome zu Reims. Alle
Täuflinge, mit weißen Kleidern angetan, zogen durch die festlich geschmückten
Straßen der Stadt in die hellerleuchtete, von Weihrauch duftende Kirche.
0 Früher nannte man Zülpich, westlich von Bonn, weil dort Sigbert nach¬
weislich einmal mit den Alamannen gekämpft hat. Der Schlachtort Chlodwigs lag
am Oberrhein.