Full text: [Teil 2] (Teil 2 = Oberstufe)

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dem Prinzen bedanken wollte, sagte dieser: „Ist gar nicht nötig, würde den armen 
Mann nur beschämen." 
Der aufrichtige Prinz. Als Prinz Friedrich Wilhelm einst bei seinem Oheim, 
dem Könige Friedrich dem Großen, war, ließ dieser ibn eine französische Fabel übersetzen. 
Der König lobte den Prinzen sehr, weil er seine Aufgabe schnell und gut löste. Der 
aufrichtige Knabe aber sagte, er habe die Fabel erst kürzlich bei seinem Lehrer übersetzt. 
Erfreut über diese Offenheit sprach der König: „So ist's recht, lieber Fritz, immer ehrlich 
und aufrichtig! Wolle nie scheinen, was du nicht bist; sei stets mehr, als du scheinst! 
Als Kronprinz nahm Fried¬ 
rich Wilhelm im Jahre 1792 
an dem Feldzuge seines Vaters 
gegen Frankreich teil und zeich¬ 
nete sich aus durch Kühnheit 
und Tapferkeit. 
Heirat. Bald darauf ver¬ 
mählte er sich mit der Prin¬ 
zessin Luise von Mecklenburg- 
Strelitz und verlebte mit der¬ 
selben überaus glückliche Jahre 
auf dem Landgute Paretz bei 
Potsdam. Das junge Paar 
gab dem ganzen Lande das 
schönste Beispiel einer einfachen 
Häuslichkeit und eines glück¬ 
lichen Familienlebens. 
Regierung. Im Jahre 1797 
bestieg Friedrich Wilhelm III. 
den Thron. Er war ein ge¬ 
rechter und friedliebender Fürst 
und hatte den festen Willen, das 
Wohl seines Volkes zu fördern. Durch Einfachheit und Sparsam¬ 
keit suchte er die unter seinem Vater entstandene Schuldenlast zu tilgen. 
Er führte eine strenge Ordnung in der Verwaltung ein und ent¬ 
fernte alle Beamten, welche ihre Pflichten gegen den Staat versäumten. 
Für die Notleidenden sorgte er durch Unterstützung der Armenhäuser, 
für die Bildung des Volkes durch Hebung und Verbesserung des 
Schulwesens. 
Napoleon I. In Frankreich hatte sich zu Anfang des vorigen Jahr¬ 
hunderts (1804) Napoleon I. als Kaiser auf den Thron geschwungen. 
Er war ein gewaltiger Feldherr und hatte sich schop als General durch 
glänzende Siege ausgezeichnet. Als Kaiser wollte er nun ganz Europa 
beherrschen und überzog alle Nachbarstaaten mit Krieg. 
* Im Jahre 1805 besiegte er Österreich und Rußland in der Dreikaiserschlacht 
bei Austerlitz (in Mähren). Um Deutschland vollständig zu zertrümmern, gründete er 
bald nachher den schmählichen Rheinbund, bestehend aus 16 deutschen Fürsten, die 
sich unter den Schutz Napoleons stellten. Da legte Kaiser Franz II. die deutsche 
Kaiserkrone nieder und nannte sich Kaiser von Österreich (1806). So endete das 
deutsche Kaiserreich, nachdem es tausend Jahre bestanden hatte. 
Friedrich Wilhelm III.
	        
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