Full text: Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte (Bd. 2)

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Drauf schwieg der Dritte wieder — 
Das Feuer glomm noch kaum, 
Müd' sanken die Augen nieder, 
Die Krieger umschwebte ein Traum. — 
Sie sah'n einen Tannenbaum stehen 
In überirdischem Glanz, 
Der Zweige duftiges Wehen 
Durchstrahlte ein Sternenkranz. 
I Zu Tausend stiegen die Flammen 
Aus Heldengräbern empor 
Und schwebten da droben zusammen, 
Ein rauschender Geisterchor. 
Da, wie über Bethlehems Herden, 
Erschien die Glorie des Herrn, 
Und: „Friede sei auf Erden!" 
Erscholl's von nah und fern. 
„Die Thränen, die jetzt fließen. 
Sie sind gesät in der Zeit; 
Doch ihre Frucht wird sprießen 
Am Baum der Ewigkeit!" — 
Da rollt es wie Donnerkrachen 
Mit furchtbar dröhnendem Schall, 
Die Schläfer jetzt erwachen: 
„Das war Kanonenschall!" 
Sie greifen nach ihrer Wehre, 
Sie drücken sich stumm die Hand: 
„Hoch, Brüder, Deutschlands Ehre! 
Mit Gott fürs Vaterland!" 
Das hartgeprüfte Frankreich hatte noch einen schweren Bürgerkrieg zu 
bestehen. Unruhige Pariser, besonders solche, welche während der Belagerung 
der Hauptstadt im Heere gedient hatten und dafür besoldet wurden, nach der 
Kapitulation aber die Löhnung natürlich nicht mehr ausbezahlt bekamen und 
deswegen erbost waren, wollten sich von der französischen Regierung unab¬ 
hängig machen, das Eigentum von Kirchen und Gemeinschaften, sowie von 
reichen Leuten an sich ziehen und aus Staatskosten ein ungebundenes Leben 
führen. Sie nannten ihre Vereinigung Kommune und waren ein Zweig der 
sogenannten sozialistischen Vereine, welche die gegenwärtige Ordnung der Dinge 
gewaltsam zu ändern suchen. Anfangs bemühte sich die französische Regierung, 
sie durch Milde zu gewinnen, sie kam damit aber nicht zum Ziele, sondern 
mußte zu den Waffen greifen. Die Ausrührer bemächtigten sich einiger Forts 
von Paris, vieler Waffen und sonstiger Kriegsgeräte, verbrannten, besonders 
durch Anzünden von herbeigeschafftem Petroleum viele der schönsten Gebäude 
der Hauptstadt und erschossen mehrere angesehene Männer, z. B. den Erz¬ 
bischof von Paris Darboy (sprich: Darboa). (Als dieser zum Tode geführt wurde, 
rief man ihm zu: „Es lebe die Freiheit!" Darauf erwiderte er: „Entweihet 
nicht das Wort: Freiheit! Nur uns allein gehört es; denn wir sterben für 
Freiheit und Glauben!") Viele Frauen aus der Hefe des Volkes schlossen sich ihnen 
an und beteiligten sich als sogenannte Petroleusen mit an dem Brennen und 
Morden. Mac Mahon wurde an die Spitze der gegen sie kämpfenden französischen 
Regierungstruppen gestellt; erst gegen Ende Mai 1871 gelang es ihm, die 
Empörer zu unterwerfen. Viele wurden nun erschossen, andere eingekerkert oder 
in außereuroväische französische Besitzungen verbannt. Die Deutschen hatten von
	        
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