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beschäftigten ihn die ungeheuersten Pläne, die er später aus¬
zuführen hoffte; aber der Mensch denkt, und Gott lenkt. Im
drei und dreißigsten Jahre seines Alters ereilte ihn schon der
Tod. Es fand sich Niemand, der ein so ungeheures Reich, wie
eS Alerander durch seine Eroberungen zusammengebracht hatte,
auch zusammenzuhalten vermocht hätte. ES zerfiel nach seinem
Tode in eine Menge kleinerer Reiche, welche die vornehmsten
Feldherren deS großen Königs beherrschten, die nun nicht auf¬
hörten sich unter einander zu befehden. Eine wichtige Folge
aber hatten die Eroberungszüge AleranderS. Die entfernte¬
sten Völker der Erde waren dadurch einander näher gerückt;
die griechische Bildung und die griechische Sprache hatte, sich
ihnen mitgetheilt, und war ein gemeinsames Band für Alle
geworden; und das kam hernach dem Evangelium zu Gute,
welches sich nun um so schneller unter ihnen verbreiten konnte.
So zeigte sich auch hier der Rath des Herrn wunderbarlich,
der in Allem, was er thut, seines Namenö Verherrlichung,
seines Reiches Erweiterung und damit der Menschen Heil
und Leben sucht.
§.5. Die Römer.
Unter den Episteln, welche der Apostel Paulus ge¬
schrieben hat, ist auch eine an die Römer; und von diesen
Römern ist gar oft in der Bibel die Rede. PoniiuS Pila¬
tus, unter dem der Heiland gekreuzigt ist, war ein römi¬
scher Statthalter, und AugustuS, unter dem er geboren ist,
römischer Kaiser. Schon darum hört man wohl gern, wer
diese Römer eigentlich waren. Sie haben einen sehr gerin¬
gen Anfang gehabt, sind aber nachher über die Maaßen
mächtig geworden. Zwei Brüder, RomuluS und RemuS,
waren die Begründer Roms. Beide wurden gleich nach ih¬
rer Geburt von einem grausamen herrschsüchtigen Oheim in's
Wasser geworfen, daß sie sterben sollten. DaS Waffer aber
schonete ihrer, und eine Wölfin säu.gte sie, biS ein mitleidi¬
ger Hirt sie fand, und als Hirten sie erzog. AIS sie her¬
angewachsen waren, rächten sie sich an dem grausamen Oheim,
und erhielten von ihrem Großvater die Erlaubniß, an dem
Orte, wo sie ausgesetzt waren, eine Stahl zu bauen. In
einem Streite aber erschlug RomuluS seinen Bruder, und
jener wurde im Jahr 753 v. àr. G, der eigentliche Ettf-.
ter und der erste König der Stadt Pom, die an der Tiber
in Italien lag/ und Anfangs mit sehr klein war. ^Dem