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Jahres 1701 mit einem großen Gefolge nach Königsberg auf, um in
der Hauptstadt seines Herzogtums sich die Krone aus das Haupt zu
setzen. Am 15. Januar bereitete das Geläute aller Glocken und Ka¬
nonendonner die Bewohner aus ein ungewöhnliches Ereignis vor. Ein
Herold ritt durch die Straßen und ries vor allem Volke aus, daß
von nun an das Herzogtum Preußen ein Königreich sein werde.
Am 17. stiftete der Kurfürst den schwarzen Adlerorden, dessen
Umschrift „suum cuique“ (Jedem das Seine) andeuten sollte, daß
die Könige in Preußen gegen jedermann gleiche Gerechtigkeit üben
wollten. Am 18. Januar aber setzte Friedrich im Saale des Schlosses
erst sich und darauf seiner Gemahlin Sophie Charlotte die königliche
Krone auf das Haupt und ließ sich daun in der Kirche durch zwei
Geistliche feierlich zu der neuen Würde salben. Große Volks¬
belustigungen schlossen das Fest. Nach der Rückkehr sand ein feierlicher
Einzug in Berlin statt. — Bei der Neigung Friedrichs zur Pracht
und feiner Freigebigkeit erforderte die Königswürde große Ausgaben,
welche dem Volke manche Last auferlegten. Doch war dieselbe fortan
für Friedrich und feine Nachfolger ein Antrieb, die Macht des
Staates so zu erhöhen, daß sie dem königlichen Namen auch entspräche.
So bereitete die Krönung die Größe Preußens vor, welche Friedrichs
Nachfolger herbeiführten. —
Fernere Regierung. Nach dem Aussterben der spanischen
Königsfamilie kam es zwischen Frankreich und Östreich um den
erledigten Thron zu einem blutigen und langwierigen Kriege.
Nach dem Kronvertrage mußte Friedrich dem Kaiser in demselben
Hülse leisten. Auch hier zeichneten sich feine Truppen, geführt von
dem tapferen Leopold von Dessau, vorteilhaft aus, nahmen an
mehreren Schlachten, z. B. bei Turin, ruhmvollen Anteil und ernteten
das höchste Lob der Oberfeldherren. Aber trotz aller Niederlagen
seiner Heere setzte es Ludwig endlich doch durch, daß sein Enkel
König von Spanien wurde und daß Östreich sich mit den Neben¬
ländern begnügen mußte. Preußen gewann außer einigen deutschen Ge¬
bieten die Oberherrschaft über Neufchatel in der Schweiz. Die Geldnot
stieg am Hofe Friedrichs oft zu einer bedeutenden Höhe. Es wurde da¬
mals fast allgemein geglaubt, daß sich künstliches Gold herstellen lasse.
Friedrich wurde von einem Abenteurer, welcher sich Gras von Nuggiero
nannte, um große Summen betrogen. — Angeregt durch seine geist-
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