Full text: Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte

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so belegte er Gegenstände, die nicht in Preußen erzeugt waren, mit 
hohen Eingangszöllen oder verbot sie gradezn. Dieses Verbot 
setzte er mit großer Härte durch. Bei der Durchführung der Ma߬ 
regeln, welche er für heilsam hielt, duldete er überhaupt keinen 
Widerspruch. Die königliche Machtvollkommenheit (Souveränität) 
sollte fest stehen wie ein Fels.> Widersprechende fuhr er hart an 
(„Räfonnir er nicht!"). Nicht blos in Angelegenheiten des Staates 
sondern auch in den häuslichen Verhältnissen feiner Untertanen sollte 
fein Wille gelten. Wer ein baufälliges Haus hatte, mußte ein neues 
bauen, wenn er wohlhabend war („der Kerl hat Geld, der kann 
bauen"); unbemittelten Leuten kam er mit Baugeldern zu Hülfe. — 
Wie er für das leibliche Wohlbefinden des Volkes sorgte, so auch 
für das geistige. Er baute Kirchen und stellte Pfarrer an; er gründete 
mehr als taufend Schulen und befahl den Eltern, die Kinder anzu¬ 
halten, sie fleißig zu besuchen. Wer nicht lesen konnte, sollte nicht 
eingesegnet werden. Doch hielt er es für ausreichend, wenn der 
Mensch außer jener Kunst nur noch schreiben und rechnen könnte, 
in der Bibel und im Katechismus bewandert wäre. Höhere Bil¬ 
dung hatte er selbst nicht und schätzte sie auch an andern nicht. Mit 
gelehrten Leuten trieb er gern seinen Spott. Wie er nur für alles das 
Sttttt hatte, dessen Nutzen sich gleich zeigte, so unterstützte er nur 
solche Bestrebungen, welche sichtbare Vorteile boten. In Berlin 
gründete er die CharitL 
Die größte Sorgfalt aber verwendete Friedrich Wilhelm auf 
das Heer. Er war der Überzeugung, daß Preußen seine Stellung 
unter den Mächten Europas nur dann behaupten könnte, wenn 
es stets mit einem schlagfertigen Heere kriegsbereit dastände. Die 
Soldaten nannte er seine lieben blauen Kinder und trug selbst 
sein ganzes Leben den Soldatenrock. So sparsam er war, für feine 
Armee hatte er immer Geld. Er brachte dieselbe allmählich auf 
80000 Mann und ließ sie tüchtig einüben, wobei ihm Leopold von 
Dessau nützliche Dienste leistete. Es war aber damals ein hartes 
Los, Soldat zu sein. Denn die Dienstzeit dauerte nicht, wie jetzt, 
nur einige Jahre, sondern wer zum Soldaten brauchbar befunden 
war, blieb Soldat, so lange ferne Körperkraft ausreichte. Schwer 
war der Dienst und hart die Strafe. Die Korporale führten 
den Stock und gebrauchten ihn auch bei leichten Vergehen; fchwe-
	        
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