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folgen der Mutter überall hin. Im zweiten Monate sprossen die Hörnchen
hervor. Mit einem Jahre sind sie ausgewachsen.
Die Ziege ist die größte Wohlthäterin der armen Leute; denn ihr
Unterhalt kostet wenig, im Sommer fast gar nichts, da Ziegenfutter
überall wächst und abfällt. Sie versorgt aber das Haus mit Milch und
liefert noch den Dünger für einen kleinen Garten. In manchen Ländern
bereitet man aus der Milch Käse und Butter. Viele halten das Fleisch der
Zicklein für einen Leckerbissen und auch das der älteren Tiere durchaus
für keine schlechte Kost. Das Fell wird zu feinen Lederarten, z. B. zu
Saffian verarbeitet. Die Hörner fallen dem Drechsler zu. Das grobe
Haar wird hier und da zu Pinseln benutzt oder zu Stricken gedreht.
182. Kind und Schaf.
Kind: «Schafehen, o sag, wie magst du's leiden,
dab sis dié Wolle vom Leib dir schneiden?-
Schaf: «Hõre, das leid ieh gar zu gern;
gut istis für mieh und meinen Herru.
So kann ich doch dem mit der Wolle nützen
und brauche selbst auch nicht zu schwitzen.»
So hat es der liebe Gott gewollt,
daß eins dem andern hilft und zollt.
und wer es thut mit dem rechten Sinn,
dab er sieh freut, den andern zu dienen,
und dankbar wieder nimmt von ihnen,
dem wird's zu doppeltem Gewinn.
183. Die Biene und die Taube.
Ein Bienchen fiel in einen Bach.
Dies sah von oben eine Taube
und brach ein Blättchen von der Laube
und warf's ihm nach.
Das Bienchen schwamm danach
und half sich glücklich aus dem Bach.
Nach kurzer Zeit saß unsre Taube
im Frieden wieder auf der Laube.
Ein Jäger hatte schon den Hahn gespannt.
Mein Bienchen kam. Pickl stach's ihn in die Hand,
Puff! ging der Schuß daneben.
Die Taube flog davon. Wem dankte sie ihr Leben?