Full text: Griechische und römische Geschichte (Teil 3)

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Soldaten entspricht, zogen die Griechen in den Kampf. Sie 
blieben auf ihrem Flügel Sieger, aber Cyrus selber fiel im Kampfe 
gegen seinen Bruder, und seine asiatischen Truppen flohen feige 
davon. Was jetzt? 
Ohne Wegweiser und Lebensmittel, noch 10 000 Mann stark, 
traten die Griechen den weiten Rückweg an. Aber ihre Befehls- 
Haber fielen einem persischen Verrate zum Opfer, und von Feinden 
umschwärmt, geriet das Heer in die größte Gefahr. Sein Retter 
wurde der wackere Athener Xenophon, der als Offizier den 
Feldzug mitmachte. Er war eigentlich Führer des Nachtrabes, 
leitete aber in geschickter Weise den ganzen Rückmarsch; in einer noch 
erhaltenen Schrift hat er ihn selber anschaulich erzählt. Unter zahl- 
losen Bedrängnissen zogen die Griechen nordwärts über die schnee- 
bedeckten Höhen des wilden Armenierlandes. Leicht hätte es ihnen 
hier ergehen können, wie später dem Heer des Kaisers Napoleon 
auf seinem Rückzüge aus Rußland. Als die erschöpften Soldaten 
endlich von einer Höhe aus die Flut des Schwarzen Meeres erblickten, 
erhoben sie unter Tränen der Freude den jubelnden Ruf: „Das 
Meer, das Meer!" Denn nun kamen sie wieder zu Griechen. Fünf- 
zehn Monate hatte die abenteuerliche Heerfahrt gedauert. Noch 
9000 Mann stark, zog das Griechenheer in Trapezünt, eine jetzt 
türkische Stadt (Trebis6nde), ein. 
§ 72. Epaminondas. Die griechischen Staaten selber wurden^ 
ihrer Freiheit nicht mehr froh; in schimpflichen Bürgerkriegen ver- 
zehrten sich ihre Kräfte. 
Allen verhaßt war das herrschsüchtige Sparta, und der 
Perserkönig triumphierte. Eines Tages überrumpelte ein spar- 
tonischer Feldherr, der mit seinen Soldaten durch Böotien zog, 
die Burg von Theben und übergab die Herrschaft in der Stadt 
dem verräterischen Adel. Viele Bürger wurden vertrieben. Aber 
die Verbannten taten sich wider die Gewalthaber zusammen. Als 
Jäger verkleidet, betraten sie heimlich die Stadt. Ein Mitver- 
schworener hatte die Führer der Adelspartei zu einem Gastmahle 
eingeladen. In der Tracht von Sängerinnen fanden sich auch die 
Verbannten dazu ein. Plötzlich zogen sie Dolche hervor und 
machten die Schuldigen nieder. Dann vertrieben sie mit Hilfe 
ihrer treuen Mitbürger die spartanische Besatzung von der Burg. 
Zwei wackere Freunde, Epamin6ndas und Pelüpidas, 
traten nun an Thebens Spitze zum Kampfe wider Sparta. Von 
ihnen gehört Epaminündas zu den edelsten Persönlichkeiten der 
griechischen Geschichte. Echte Bürgertugend und Vaterlandsliebe 
zeichneten ihn aus; hoch priesen die Leute seine Anspruchslosigkeit 
und unbestechliche Gesinnung.
	        
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