Full text: Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule

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mut mit seinen Gesellen heranstürmte, entflohen die Mörder 
auf ihren Booten nach der gegenüberliegenden Seite der 
Bucht. Man konnte ihnen nur wilde Flüche und Drohungen 
nachsenden. 
Solche Erlebnisse betrübten den Meister aufs äußerste 
und machten ihn sehr schweigsam und nachdenklich. Aber bald 
hatte er seine frühere Spannkraft wiedergefunden. Ent- 
schlössen rief er aus: „Heran, ihr Gesellen, heran Formung 
und Grtwin, heran Baldwin und ihr andern alle! Hier wollen 
wir nicht bleiben. Seht hin auf die Wiese dort unten, seht 
ihr den Müggensee? Über seinem Wasser wollen wir uns 
neue Heimstätten errichten." „Das ist sehr gut geredet, Meister!" 
riefen die Männer wie aus einem Munde. Und Frau Irmgard, 
die hinzutrat, bemerkte sofort die Veränderung an ihrem 
Manne und sprach hocherfreut: „Heil, ihr Männer, noch heute 
beginnt mit der neuen Arbeit!" 
Stille wurde es nun für eine Zeitlang in den Werkstätten. 
Alles eilte mit Steinäxten und Steinsägen nach dem nahen 
Walde. Zahlreiche Bäume wurden mit großer Mühe gefällt 
und ihrer Aste beraubt. Siegfried entzündete ein großes 
Feuer, das die Knaben wacker unterhielten. Nun wurde 
ein Stamm nach dem andern herangebracht, durch Feuer 
und Axt mit einer Spitze versehen und darauf zum Müggen¬ 
see geschleppt. 3n kurzer Zeit lagen hier mehr als hundert 
Pfähle bereit. Meister Hartmut zimmerte mit Hormung und 
Baldwin ein Floß; und gleich darauf wurde etwa zwanzig 
Schritte vom Lande entfernt der erste Pfahl mit einem ge¬ 
waltigen Holzschlägel eingerammt. Schlag fiel auf Schlag! 
Da rief Meister Hartmut: „Siegfried und Mannus, es taugt 
nicht, daß wir mit unferm Floß so oft ans Land fahren müssen, 
könnt ihr uns nicht einen Steinsteg vom Ufer bis zur ersten 
Wohnung schaffen?" Das ließen die Wackern sich nicht zweimal 
sagen. Und während nun auf dem Wasser dumpfe Schläge 
ertönten und allmählich ein pfahlring entstand, suchte Sieg- 
frted mit seinen Helfern auf runden Hölzern große Granit¬ 
blöcke heranzuwälzen und ins Wasser zu schaffen, so daß man, 
von Stein zu Stein springend, das Floß und den Pfahlring 
erreichen konnte. 
Sieben Schritte maß der Ring im Durchmesser. Da nun 
Frido und Archimbald Haufen von dünnen Rundhölzern be- 
arbeitet hatten, konnte im Nu der Fußboden gelegt werden. 
Jetzt rief Mannus dem Hermannfried zu: „Nun gibt's neue 
Arbeit für uns Ton- und Lehmleute! Wer kann es auf dem 
höckerigen Holzboden aushalten! Laßt uns eine ordentliche 
Lehmdiele schaffen, wie tvir's in unserer Grubenwohnung 
hatten!" Zeigten da aber die Lehmmänner, daß sie ihre Sache 
verstanden!
	        
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