Full text: Beiträge zur Behandlung der mecklenburgischen Geschichte in der Volksschule

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auf die inzwischen gefundene platte und jammerte es mit 
dem Jammer in kurzer Zeit breit. Noch mehrmals mußte 
das (Eifert aus dem Feuer und dann wieder auf den Amboß 
wandern, bis endlich ein prächtiges Messer entstand. Als das 
pitto und die Seinen sahen, entrang sich ein lautes „Ah!" 
ihrem Munde. 
Da rief Ka!an: „)hr wundert euch darüber, wie ich das 
Messer aus dem Eisen herstelle. )st das eine große Kunst? 
Aber wieviel Mühe haben wir in unserer Heimat damit, 
das (Eisen aus dem Eisenstein und dem Eisenerz zu schmelzen. 
Tagelang stehen mir bei unfern kleinen Schmelzöfen, schüren 
das Feuer und machen mit Blasebälgen Zug, um das Eisen 
von seinen Beigaben zu reinigen. )a, das kostet Schweiß?" 
Während der Meister davon weiter erzählte, schmiedete 
er noch einen Hammer und eine Axt. Dann zog er, reich be¬ 
schenkt, mit seinen Söhnen von hinnen. 
Nach seinem Fortgange wurde in der Siedlung noch viel 
und lange von ihm gesprochen. Namentlich pitto und Diet¬ 
mar konnten des Redens und Lobens kein Ende finden. Abend 
für Abend rief der Dietmar bewundernd aus: „)st doch ein 
Mordskerl, der Kakan!" — „)ft wahrhaftig ein Hexenmeister, 
ja, ja!" entgegnete der pitto. 
Eines Abends wartete dieser in gewohnter Weise auf 
seinen Freund. Der kam nicht. „Muß doch mal zusehen, 
Folla", sprach pitto, „warum der Dietmar mich nicht besucht." 
Er fand ihn bereits auf feinem Lager, klagend über furchtbare 
Schmerzen in der Brust. Sofort holte er feine Frau, welche 
ihm einen heißen Trank bereitete. Doch es wurde nicht besser, 
eher schlimmer. Und nach zwei Tagen war Dietmar tot. 
Nun schichtete pitto nebst feinen Nachbarn einen Holz¬ 
haufen zusammen und verbrannte den Freund. Sorgfältig 
las er die Hefte des geliebten Dietmar auf, tat sie in eine Urne 
und legte ein Eisenmesser, zwei Ton- und zwei Glasperlen 
dazu. Nun ging er nach dem Urnenfelde, wo schon viele 
Urnen, teils neben-, teils übereinander, platz gefunden hatten. 
Er grub ein Loch in den Sand, wohl einen Meter tief, bis er 
auf eine festere Erdschicht stieß. Hierauf holte er sich sechs 
Steinplatten von ziemlich gleicher Größe, legte eine platt 
auf den Boden der Grube, bildete mit vier andern ein kleines 
Gehäuse, stellte die Urne hinein, bedeckte sie mit der letzten 
Platte und schaufelte dann das Grab zu. 
So konnte Dietmar ruhen, Noch oft ging pitto am Abend 
zum Grab, setzte sich auf dasselbe und hielt mit seinem schlum¬ 
mernden Freunde stille Zwiesprache.
	        
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