81
3. <Sötc die <tH9marfcben und die Roftodter von fieinrieb
geftraft wurden.
Kaum hatte der Löwe Rostock verlassen, so rückte er mit
einer starken Schar aus Wismar los. Alle Handwerker und
Bauern aus der Umgegend der Seestadt kriegten sofort vorn
Fürsten strengsten Besehl, sich zum Bau zweier Festen einzu-
finden. Mit größter Geschwindigkeit wuchsen nun die Türme
vor den Toren Wismars empor. Aber die Bürger der Stadt
waren auch nicht faul. Die Mauern wurden genau nachgesehen,
die Tore und Zinnen noch mehr gesichert und befestigt. Die
Wachen bei den Toren und auf den drei- und viereckigen
und auf den runden Mauertürmen wurden verstärkt. Scharf
lagen die Wächter Tag und Nacht auf der Lauer und beobachteten
genau, was der Löwe dort draußen trieb. Die gewöhnliche
Arbeit in den Speichern und Werkstätten ruhte zum größten
Teil. Die Männer, die nicht gerade bei der Arbeit beteiligt
waren, kamen in den Trink- und Innungshäusern zusammen
und besprachen eifrigst die Neuigkeiten. „Soll mich doch bloß
wundem", meinte der Grobschmied KruII im Gasthof zum
Hirsch, „ob man unsere Schiffe in der Bucht in Ruhe lassen
wird." „3n Ruhe lassen?" rief der Schiffer Blank, der eben
hinzutrat, „denk nicht dran, die Dänen werden schon kommen,
eher heute als morgen. Aber wir haben ja noch unsere Freunde
in Stralsund, Greifswald und Rostock, die werden die Rot¬
weißen schon über den Haufen rennen! Der Rat hat schon
längst Eilboten an unsere Verbündeten gesandt."
Der alte Blank hatte richtig prophezeit. Am nächsten
Morgen segelte ein Boot mit Blitzesschnelle in den Hafen
und brachte die Nachricht, daß weit hinter poel die ersten
dänischen Segel gesehen seien. Was der König Erich dem Löwen
versprochen, das hatte er auch gehalten. Gar zu gerne hätte
er es gesehen, wenn er die Rostocker, die den Wismarern
beistehen wollten, in ihr Lager hätte zurückscheuchen können.
Aber obwohl König Erich es feiner Warnowstadt aufs strengste
geboten hatte, den Löwen zu unterstützen und Wismar im
Stiche ZU lassen, so kümmerten sich die Rostocker doch nicht um
solchen königlichen Befehl. Vielmehr zogen sie vor das Haus
des dänischen Vogts, den Erich über sie gesetzt hatte, und jagten
ihn samt seiner Mannschaft zum Teufel. Dann schrieb der
Rat einen Bries an den Dänenkönig, sagte sich kurz und bündig
von ihm los und schickte schleunigst Hülfe nach Wismar. Nun
nahmen die dänischen Schiffe Reißaus, so daß große Freude
am Wassertore zu Wismar herrschte. Aber an den übrigen
Seiten der Stadt sah es schlimmer aus. Wo der Löwe angepackt
hatte, ließ er nicht los. Unaufhörlich flogen aus großen
Schleudermaschinen gewaltige Steine auf die Zinnen und
6