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Bollwerk schleuderten, wenn er auch zurzeit nur hundert
Mann arbeiten, die Ermüdeten aber sofort durch frische Kräfte
ersetzen ließ, so führte dieser Eifer doch vorläufig nicht zum
Ziele. Die Rostocker kämpften mit Heldenmut, und die Leichen
lagen zahlreich umher. Da aber zur Beerdigung weder Zeit
noch platz vorhanden war, auch die Gefahr für die Totengräber
zu groß erschien, so wurde der Verwesungsgeruch allmählich
unerträglich. IHan machte auf Verabredung eine Pause und
bestattete die Toten. Dann wurde der Kampf mit der früheren
töut fortgesetzt. Zornig sah der Löwe auf die Rostocker, denen
er auch mit ihrem eignen Mittel, mit dem Feuer, nichts an¬
haben konnte. (Endlich aber nahm der Hunger in der Feste
so zu und die Zahl der verwundeten und der Kranken wuchs
so stark, daß die Belagerten nach elfwöchentlicher Belagerung
die Waffen strecken mußten. Allein die Stadt Rostock wollte
trotzdem nichts vom Frieden hören. Da aber der Lowe den
lvarnomausgang abermals sperrte, da man in der Not von
Lübeck Geld und Pfeile erbitten mußte, da der Hunger an viele
Türen pochte und im Hafen kein verdienst war, da das pöbel-
volk unter Anführung Heinrich Runges einen Aufruhr
in der Stadt entfachte und Morden und Blutvergießen an der
Tagesordnung war, so mußte man schließlich nachgeben,
14 ooo Mark Silber zahlen und Heinrich an Erichs Statt den
Treueid schwören.
4. Alis fi einrieb der Löwe das Klofter Ribnttz ftiftet
und wie er ftirbt.
lvenn einer als Lohn für seine Mühe das Land Rostock
verdient hatte, so mar es Heinrich. Doch soweit war es vor¬
läufig noch nicht. Erst nach Jahren ist ihm das nördliche
Warnomgebiet von den Dänen überlassen morden.
Ahnlich ging es ihm mit dem Lande Stargard. ZDohl hatte
ihm seine Gemahlin Beatrix, eine brandenburgische Mark¬
grafentochter, diese Herrschaft als Mitgift mitgebracht. Da man
ihm aber nach dem Rostocker Kriege den Brautschatz mieder
entreißen mollte, mußte er abermals hart kämpfen. In einer
blutigen Schlacht besiegte er die Brandenburger und konnte
sich nun mit Recht „der Lande Rostock und Stargard Herr"
nennen.
Es ist eigentlich zu bemundern, miemel Fürst Heinrich
in seinem Leben zu Felde gelegen hat. Kaum dürfte ein )ahr
vergangen sein, in dem er nicht irgend einen Strauß aus-
zufechten gehabt hätte. Da aber seine Helfer, die Ritter und
Söldner, nichts umsonst taten, sondern stets Lohn oder Ver¬
sprechungen verlangten, muchsen seine Schulden mächtig