Full text: Geschichtsbilder für mehrklassige Volksschulen

Friedrich Barbarossa. 29 
ihre Zahl wuchs bis auf 600,000 Köpfe an. Sie fetzten bei Konstantinopel nach 
Kleinasien über und eroberten Nicäa. Auf dem Weitermarsche durch das wüste 
Land der Feinde mußten sie aber viel Not und Beschwerden ertragen, und 
Tausende raffte der Tod hinweg. Man eroberte die Stadt Antiochien und 
näherte fich unter tausend Mühseligkeiten und Gefahren allmählich der heiligen 
Stadt. Im Juni des Jahres 1099 erblickte man endlich von einer Anhöhe bei 
6mmaus im Golde der Abendsonne die Kuppeln Jerusalems. „Jerusalem, Je¬ 
rusalem!" erscholl der Frendenrus. Alle Mühsale und Entbehrungen waren ver¬ 
gessen; die Kreuzfahrer fielen auf die Knie und dankten Gott mit Freudenthrä- 
nen für seine Gnade. 
3. Eroberung von Jerusalem. Aber Jerusalem hatte eine zahlreiche Be¬ 
satzung und war stark befestigt. Das Heer der Kreuzfahrer war bis auf 20,000 
Mann zusammengeschmolzen. Der erste Sturm wurde abgeschlagen. Mit Mühe 
und Not brachte man in der holzarmen Gegend so viel Holz zusammen, um die 
erforderlichen Belagerungswerkzeuge anzufertigen. Nach vier Wochen waren zwei 
Türme fertig Nun wurde der Sturm erneuert; am zweiten Tage gelang es 
dem tapfern Gottfried von Bouillon, von einem Turme aus die Mauer zu be¬ 
steigen und in die Stadt einzudringen; ihm nach stürmte die gesamte Besatzung 
des Turmes; man eröffnete sogleich ein Thor, und mit dem Rufe: „Gott will 
es! Gott hilft uns!" drangen die rachedurstigen Scharen in die Stadt ein. Es 
entstand ein grauenvolles Gemetzel, ant blutigsten an Omars.Moschee, wo einst 
der Tempel gestanden hatte; 70,000 Türken fielen. Gottfried von Bouillon war 
in Begleitung weniger Gefährten nach dem heiligen Grabe gegangen und hatte 
dort im wollenen Büßerhemde, barfuß und ohne Waffen, Gott für den errunge¬ 
nen Sieg gedankt — Nun galt es, das eroberte Jerusalem auch zu behaup¬ 
ten. Als man Gottfried zum Könige wählte, sagte er: „Da, wo mein Erlöser 
eine Dornenkrone trug, will ich keine goldene Krone tragen," und nannte sich 
nur ,,Beschützer des heiligen Grabes". Infolge der vielen Beschwerden er¬ 
krankte er im folgenden Jahre und starb. Sein Bruder Balduin nahm den 
Titel „König von Jerusalem" an. 
25. Ariedrich Barbarossa. 
1. Seine Vorgänger. Auf Heinrich V. folgte Lothar von Sachsen, aus 
dessen im ganzen rühmlosen Regierung wir uns nur merken, daß er im Jahre 
1134 die Nordmark (den Ansang des 
brandenburgisch-preußischen Staats) an 
Albrecht den Bären von Ballenstedt 
gab. Dann wurde Konrad III. von 
Dolicnstaufen gewählt, welcher von 
dem Schlosse Hohenstaufen in Schwaben 
stammte. Konrad war ein Mann von 
Treu und Glauben. Das zeigte 
sich vor Weinsberg, das Konrad 
lange vergeblich belagert hatte, endlich 
aber zur Uebergabe zwang. Nur die 
Weiber sollten freien Abzug haben und 
ihre besten Schätze mitnehmen dürfen; 
so wollte es der zornige Kaiser. Wie 
erstaunten aber alle, als sich die Thore Schloß Hohenstausen. 
öffneten und jede Frau und Jungfrau 
einen Mann auf dem Rücken heraustrug. Schon wollte man es ihnen wehren; 
doch Konrad sagte: „Ein Kaiserwort muß heilig sein!" Und die ganze Bevölkerung 
kam straflos davon. „Die Weiber von Weinsberg" von Chamisso. Bei der Be¬ 
lagerung von Weinsberg hörte man zum erstenmale das Feldgeschrei der strei¬ 
tende Parteien (Päpstliche und Kaiserliche): „Hie Wels! Hie Waibling!" Unter
	        
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