Full text: Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen

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* 54. Kaiser Wilhelm II. 
„Born Fels zum Meer/ 
Im Elternhause. Es war in den Abendstunden des 27. 
Januar 1859, als Kanonenschüsse der Bevölkerung von Berlin das 
freudige Ereignis verkündeten, daß dem damaligen Prinzen Friedrich 
Wilhelm ein Sohn geboren sei. Bei der Taufe empfing der junge 
Prinz die Namen Friedrich Wilhelm Viktor Albert. Im kommenden 
Frühlinge siedelten die Eltern mit dem Erstgeborenen nach dem Neuen 
Palais zu Potsdam über. Im Kreise seiner Geschwister durfte Prinz 
Wilhelm eine ungetrübte, fröhliche Kindheit erleben. Die Erziehung 
der Prinzen und Prinzessinnen lag in der ersten Zeit ganz in den 
Händen seiner Mutter, der Prinzessin Viktoria. Sie sorgte für die 
Beschäftigung der Kinder bei der Arbeit wie beim Spiel. Schon früh 
wurde darauf Bedacht genommen, den Prinzen so viel wie möglich mit 
den Kindern des Volkes in Berührung zu bringen. (Welches Gut in 
der Nähe von Potsdam gehörte dem Prinzen Friedrich Wilhelm?) 
Jeden Sommer wurde den Kindern der Gutsleute ein Fest gegeben. 
Da tummelten sich die Prinzen mit den Bauernkindern fröhlich umher, 
und an den mit Kaffee und Kuchen reich besetzten Tischen gingen sie 
selbst umher, um ihre Gäste zu bewirten. Mit dem Beginn des 
siebenten Lebensjahres wurde Erziehung und Unterricht des Prinzen 
Wilhelm in die Hände eines Offiziers und eines Lehrers gelegt. Körper 
und Geist wurden gleichzeitig geübt. Der Prinz mußte turnen, exer¬ 
zieren, schwimmen und reiten lernen, und mit großem Vergnügen lenkte 
er auf der Havel sein Boot mit eigener Hand. 
Nach altpreußischem Herkommen trat Prinz Wilhelm mit seinem 
zehnten Lebensjahre als Lieutenant in die Armee ein. Als der Kron¬ 
prinz 1870 zum Kampfe gegen Frankreich auszog, bedauerte der junge 
Prinz, nicht einige Jahre älter zu sein, um auch an dem Kampfe fürs 
Vaterland teilnehmen zu können. Im Jahre 1874 fand die Kon¬ 
firmation des Prinzen statt. In seinem Glaubensbekenntnis sagte er 
u. a.: „Ich will in kindlichem Glauben Gott ergeben bleiben mein 
Leben lang, auf ihn meine Hoffnung setzen, ihm stets für seine Gnade 
danken." 
Lernjahre. Bald nach der Konfirmation kam für den Prinzen 
die Stunde des Abschieds vom Vaterhause. Nach dem Willen seiner 
Eltern bezog er das Gymnasium in Kassel; nach drei Jahren bestand er in 
ehrenvoller Weise seine Abgangsprüfung. Bald darauf erfolgte der Eintritt 
des Prinzen in den praktischen Heeresdienst. Bei dieser Gelegenheit 
hielt Kaiser Wilhelm I. eine Ansprache an seinen Enkel, welche mit den
	        
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