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Friedrich UttO die Städte. In Oberitalien waren im Laufe
der Jahrhunderte viele mächtige Städte entstanden, welche sich nur
unwillig der Macht des Kaisers beugten. Diese Städte, an deren
Spitze Mailand stand, empörten sich gegen Friedrich und vertrieben die
kaiserlichen Beamten; auch verhöhnten die Bürger den Kaiser noch dadurch,
daß sie einen Brief desselben, worin er sie zum Gehorsam aufforderte,
zerrissen. Da sah sich der beleidigte Herrscher gezwungen, zum zweiten
Male nach Italien zu ziehen, um die Städte zu bestrafen. Besonders
Mailand sollte seinen Zorn fühlen. Nach langer Belagerung zwang er
die Stadt zur Übergabe. Die sonst so trotzigen Bürger zogen in
Bußgewändern, mit Stricken um den Hals und Asche auf den Häuptern
in das kaiserliche Lager, warfen sich vor dem Kaiser nieder und baten
um Gnade. Aber vergebens! Der Kaiser ließ die Stadt dem Erd¬
boden gleich machen. Dieses Strafgericht erschreckte die übrigen Städte
so, daß sie sich dem Kaiser unterwarfen. Aber nicht lange dauerte die
Unterwürfigkeit. Bald brach die Empörung von neuem los. Wieder
war der Kaiser zu einem Zuge nach Italien gezwungen, aber jetzt ver¬
ließ ihn das Glück. Sein Heer wurde während der Belagerung der
Stadt Alessandria von Krankheiten dahingerafft, so daß er sich seinen
Feinden nicht mehr gewachsen fühlte.
Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe. In dieser
Not wandte sich der Kaiser au seinen mächtigsten Vasallen, den Herzog
Heinrich den Löwen. Die Erblande dieses mächtigen Fürsten waren
Braunschweig und Lüneburg. Er war aber auch mit den Herzogtümern
Sachsen und Bayern belehnt und eroberte außerdem noch Mecklenburg
und Pommern. Zum Zeichen seiner Macht ließ er vor seiner Burg
in Braunschweig einen ehernen Löwen errichten, welcher noch heute dort
zu sehen ist. Während Heinrich zuerst des Kaisers Freund war, ver<
seindete er sich später mit ihm und versagte ihm seine Dienste. Dennoch
hatte der Kaiser von ihm gehofft, er würde ihm in dem unglücklichen
Kampfe gegen die Städte seine Hülfe nicht versagen. Aber obwohl der
Kaiser seinen Lehnsmann auf den Knien um Hülfe anflehte, so blieb
dieser dennoch unbewegt. Stolz und kalt weigerte er sich, dem Kaiser
seine Bitte zu erfüllen. So kam es, daß Barbarossa bei Legnano eine
völlige Niederlage erlitt, infolgedessen die Städte frei blieben. Zornig
über den stolzen Vasallen kehrte der Kaiser nach Deutschland zurück und
lud ihn dreimal nacheinander zur Verantwortung vor ein Fürstengericht.
Als aber Heinrich nicht erschien, traf ihn die Reichsacht, und alle Länder
wurden ihm genommen. Jetzt brach der Trotz des stolzen Herzogs.
In Erfurt sank er dem Kaiser zu Füßen und flehte um Gnade.
Friedrich verzieh ihm und gab ihm seine Erblande zurück, jedoch mußte
er auf drei Jahre nach England in die Verbannung wandern.