Full text: Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen

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Knecht arbeitete bei einem Meister, lernte als Handwerksbursche die 
Welt kennen und machte am Ende seiner Gesellenzeit sein Meisterstück, 
wodurch er befähigt wurde, ein eigenes Geschäft zu gründen. In regel¬ 
mäßigen Zusammenkünften verhandelten die Handwerker über die An¬ 
gelegenheiten der Innung. Eine solche Versammlung nannte man 
Morgensprache. Hier wurde der Zunftmeister gewählt, der Lehrjunge 
zum Gesellen, der Geselle zum Meister befördert und über die Ver¬ 
wendung der Gelder beraten. Die Innungen hatten in der Kirche einen 
gemeinsamen Platz, gemeinsame Kassen zur Unterstützung für Kranke 
und Arme und vielfach auch eine gemeinsame Straße. Die Straßen 
vieler Städte tragen nach den Innungen noch heute die Namen Bäcker¬ 
straße, Gerberstraße u. s. w. In allen Dingen mußten die Jnnuugs- 
genossen treu zusammenhalten, im Kriege kämpften sie unter ihrer 
Fahne gemeinsam gegen den Feind. 
Das alltägliche Leben in der Stadt. Der Morgen wurde 
den Bürgern durch Glockengeläute verkündet. Alsdann begann der 
Ackersmann seine Feldarbeit, der Handwerker seine Arbeit in der Werk¬ 
statt. Ehe die Turmuhren eingeführt waren, wurden die einzelnen 
Stunden des Tages den fleißigen Bürgern ebenfalls durch den Klang 
der Glocke kund gethan. Die Glocken zeigten die Mittagszeit an, und 
war der Abend gekommen, so gaben die Glocken wiederum das Zeichen, 
Feierabend zu machen. Der Abend war die Zeit der Unterhaltung 
und des Vergnügens. Marktplatz und Straßen füllten sich mit Bürgern, 
welche sich die Neuigkeiten des Tages mitteilen. Dieses Leben auf 
den Straßen hörte aber auf, wenn die Sonne gefunken war und die 
Dunkelheit hereinbrach, denn Straßenlaternen kannte man noch nicht. 
Jetzt begann aber ein munteres Treiben in den Wirtsstuben der Schenken, 
welches erst ein Ende nahm, wenn die Ratsglocke zum ersten Male er¬ 
schallte. Die Bürger begaben sich alsdann heim, denn wer nach dem 
letzten Läuten noch auf der Straße weilt, wird auf die Wache geführt. 
Schweigen herrscht jetzt überall auf den Straßen, nur der Nachtwächter 
durchschreitet einsam die Stadt, bis die Nacht verrinnt und die Turm¬ 
glocke die Schläfer zu neuer Arbeit weckt. 
Vergleiche das Aussehn einer Stadt unserer Zeit mit dem Aussehn einer 
Stadt des Mittelalters! 
Warum sind Wälle, Gräben und Warttürme heute überflüssig? 
Durch welche Eigentümlichkeiten unterscheiden sich die Wohnhäuser im Mittel¬ 
alter von unseren Wohnhäusern? 
Auf welche Gegenstände verwandten die Bürger viel Aufwand, auf welche 
wenig ? 
Wie zeigt sich bei den Handwerkern ves Mittelalters, daß Einigkeit stark macht? 
Wie war der Bildungsgang eines Handwerkers? 
Erzähle von dem alltäglichen Leben einer mittelalterlichen Stadt! 
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