Full text: Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen

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* 88» Friedrich Wilhelm III. (1797-1840). 
„Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott." 
Jugmd. Friedrich Wilhelm war der Sohn des Königs Friedrich 
Wilhelm II. Seine Jugendzeit fällt in die letzten Lebensjahre Friedrichs 
des Großen, seines Großoheims. Er wurde zu großer Einfachheit und 
Sparsamkeit erzogen. Zu seinem Geburtstage erhielt er gewöhnlich 
eine Topfblume im Werte von einigen Pfennigen; wenn fein Erzieher 
ihm eine besondere Freude machen wollte, kaufte er ihm für einen 
Groschen Kirschen. 
Einst begegnete er seinem Großoheim im Garten von Sanssouci. 
Dieser unterhielt sich mit ihm und ließ ihn eine französische Fabel 
übersetzen. Der König lobte seine Fertigkeit, aber der Prinz entgegnete: 
„Ich habe sie vor kurzem bei meinem Lehrer übersetzt." Da sagte der 
König erfreut: „So ists recht, mein lieber Fritz, nur immer ehrlich 
und aufrichtig." Dann fuhr er fort: „Nun Fritz, werde etwas Tüch¬ 
tiges. Ich fürchte, du wirst einmal einen schweren, bösen Stand haben. 
Wache über unsere Ehre und unsern Ruhm. Begehe keine Ungerech¬ 
tigkeit, dulde aber auch keine." Dann drückte er ihm die Hand und 
sagte bewegt: „Vergiß diese Stunde nicht!" 
Familienleben. Im Alter von 23 Jahren vermählte sich Friedrich 
Wilhelm mit der Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz. Dieselbe 
zeichnete sich durch anmutige Schönheit, noch mehr aber durch ihre 
Freundlichkeit und Herzensgüte wie durch tiefe Frömmigkeit aus. Als 
das krouprinzliche Paar in Berlin einzog, wurde es von einer Schar 
weißgekleideter Mädchen begrüßt. Eines derselben trug ein Gedicht vor. 
Die Kronprinzessin war darüber so gerührt, daß sie das Mädchen 
emporhob und küßte. — Das neuvermählte Paar lebte auf dem Landgute 
Paretz bei Potsdam. Hier hatte sich Friedrich Wilhelm ein einfaches 
Landhaus bauen lassen. Zu dem Baumeister sagte er: „Nur immer 
bedenken, daß Sie für einen armen Gutsbesitzer bauen." Die Zimmer 
waren auf das einfachste eingerichtet; man sah weder kostbare Teppiche 
und Vorhänge, noch Gold- und Silbergeschirr. Die Landleute nannten 
die Kronprinzessin die gnädige Frau von Paretz. Diese verkehrte mit 
den Dorfbewohnern in leutseliger Weise und gewann dadurch aller 
Herzen. Beim Erntefeste nahm das kronprinzliche Paar sogar mit Ver¬ 
gnügen an den fröhlichen Tänzen der Bauersleute teil. 
Regierungsantritt. Im Jahre 1797 bestieg Friedrich Wilhelm
	        
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