Object: Kurze Geschichte der Reformation für Bürger- und Volksschulen

Dolksredner zu scyn- Seme Beredsamkeit war natürlich 
und eindringend. Er war uneigennützig, genügsam und 
mäßig, unerschrocken und freimüthig, und letzteres in ei¬ 
nem sehr hohen Grabe, ein warmer Gottesvcrehrer und 
thätrger Menschenfreund. Von den Buchhändlern nahm 
er für seine Schriften nie Bezahlung an; während sie 
durch seine Arbeiten reich wurden, blieb er arm. Mehr 
als einmal lehnte er ansehnliche Geschenke, die ihm von 
dem Chursürsten Johann dem Beständigen angeboren wur¬ 
den , von sich ab, und eben so wohttharrg als uneigennü¬ 
tzig vertheilte er nicht nur die angenommenen Geschenke 
unter Nothleidende, sondern unterstützte auch noch viele 
Hilfsbedürftige aus seinen eigenen mäßigen Einkünften. 
Vorzüglich schätzbar ist seine Liebe für Wahrtzeit. Er 
fürchtete sich nie vor den Folgen einer Behauptung, so¬ 
bald er die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß sie wahr 
scy. Er fragte nie, was wird aus der Behauptung die¬ 
ses Satzes entstehen? Es war ihm genug, daß der Satz 
wahr sey, und nun mochte die Welt zusammen stürzen, 
er wich und wankte nicht. Diese unerschütterliche F-sts«- 
krit und heldenmüthrge Unerschrockenheit war vorzüglich an 
ihm zu loden. Man denke an den Wormser Reichstag. 
Wenn sein Churfürst zitterte, war er furchtlos und sagte: 
„Will man mid) verbrennen, hie bin ich." 
Ohne den muthigen Luther halte Europa vielleicht noch 
Jahrhunderte lang unter dem Druck des PabstthumS ge¬ 
schmachtet. Dieser feste Sinn Luthers,- selbst bei dro¬ 
henden Gefahren, hatte seinen Grund in dem Vertrauen 
auf Gott, das er überall zeigte. In Den bedenklichsten 
Lagen blieb er immer heiter, nicht, weil ihm die Gefahr 
unbekannt gewesen wäre, in der er schwebte, sondern weil 
er überzeugt war, daß Gott die Wahrheit nicht würde 
unterdrücken lassen. Zwingli fällt, irgendwo in seinen 
Schriften, über Luthern folgendes Urtheil: „Luther
	        
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