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Viele so leicht zerlegbare Normalwörter auf einander folgen zu
lassen, ist leider der andern Rücksichten wegen nicht möglich. Doch ist
das Auflösen der vier genannten Wörter schon hinreichend, um das Ohr
der Schüler insoweit zu schärfen, als zu dem Zerlegen der darauf fol¬
genden Wörter nöthig ist.
Mein Verfahren bei dieser wichtigen Uebung ist immer fol¬
gendes gewesen. Ich habe das in Rede stehende Wort recht lautrem,
langsam und gedehnt vorgesprochen und von den Kindern theils im
Chor, theils einzeln nachsprechen lassen. Dann habe ich den Laut, den
die Kinder heraushören sollten, vor den übrigen etwas markirt. Also
z. B. bei dem Worte Rad erst das x, dann das a und endlich das d
hervortreten lassen. Hierauf werden die Laute des Wortes gezählt, und
zwar entweder so, daß der Lehrer die Laute der Reihe nach angibt,
und die Schüler laut zählen, oder umgekehrt. Auch frage ich: Wie
macht es der erste, der zweite, der dritte Laut? Den Unterschied zwi¬
schen Vokal und Konsonant lasse ich die Kinder dadurch selbst
finden, daß ich sie auffordere, den einzelnen Laut auf eine bekannte
Volksweise, z. B. hopp, hopp, hopp, Pferdchen rc. zu singen. Die
Laute, welche sich singen lassen, also Klang haben, nennen wir Klin¬
ge r. Auch mache ich schon jetzt darauf aufmerksam, ob der Klinger
(Vokal) lang oder kurz gesprochen wird. Ferner frage ich, theils
um mich zu überzeugen, ob die Laute richtig aufgefaßt sind, theils um
den Kindern noch mehr Uebung im Zerlegen zu verschaffen, nach gleich¬
klingenden oder nach solchen Wörtern, welche denselben An- oder Aus¬
laut haben. Da kommen oft ganze Gruppen von Wörtern zur
Sprache, und zwar, da ein Kind nie ein Wort nennt, dessen Inhalt
ihm unbekannt ist, lauter Concreta, wie später beim Lesen und Schrei¬
ben aus einem Normalworte gebildet werden.
Vielleicht zum Ueberfluß bemerke ich noch, daß der Schüler beim
Auflösen eines Wortes nur mit dem Ohre thätig ist. Er kann nur
die Laute angeben, die er wirklich hört, und wohl sagen, ob der Vokal
lang oder kurz gesprochen, aber nicht wodurch derselbe gedehnt oder
gekürzt worden ist. Beim mündlichen Zerlegen hat z. B. das Wort
Uhr nur zwei Laute, nämlich u und r, und das Wort Schiff nur
drei, nämlich sch — i und f. Mit der Dehnung und Schärfung wer¬
den die Schüler allemal erst beim Schreiben des Wortes bekannt
gemacht.
Mehrsilbige Wörter läßt man erst in Silben, dann in Laute auf¬
lösen. Wenn man die Kinder beobachten läßt, daß ein Wort stets so-
Klauwcll, Das erste Schuljahr. ^