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Heldenlieder ließ er sammeln. Gelehrte Leute hatte er gern in seiner Um¬
gebung, schätzte sie als Freunde und ehrte sie hoch. Zur Hebung des Han¬
dels wurden die Zölle vermindert, neue Münzen geprägt, Warenniederlagen
gegründet, Jahrmärkte ins Leben gerufen, Straßen angelegt. Er war selbst
ein äußerst tüchtiger Verwalter feiner Güter, die durch ihn zu wirklichen
Musteranstalten gemacht wurden.
f. Häusliches Leben. Ende. Karl war ein Mann von ungewöhnlicher
Körper- und Geisteskraft. Er hatte eine hohe Gestalt und kräftigen Körperbau.
Seine Leibeskraft übte er unablässig durch Jagen, Reiten und Schwimmen.
Nichts haßte er mehr als Müßiggang und Unmäßigkeit im Essen und Trinken.
Seine Kleidung und sein Tisch waren sehr einfach. Gemahlin und Töchter
mußten fleißig Wolle und Flachs spinnen und weben, und er brauchte für
gewöhnlich keine andern Kleider, als welche sie ihm mit ihrer Hände Arbeit
Fig. 6. Karl d. Gr. Denkmal zu Frankfurt a. M. ^ Aachen und Jngvlheim 0. R. (Ulf. —
Als die Zeit herbeikam, daß er sterben sollte, segnete er sich mit dem Zeichen
des Kreuzes, faltete dann die Hände und verschied mit den Worten: „Herr,
in deine Hände befehle ich meinen Geist!" In der von ihm zu Aachen er¬
bauten Marienkirche wurde er aufrecht auf einem goldenen Stuhle sitzend,
angethan mit vollem Kaiserschmuck, ein goldnes Evangelienbuch aus dem
Schoße, umgürtet mit einem goldenen Schwerte, eine Pilgertafche an der
Seite, bestattet. Das Andenken an den großen Kaiser blieb aber in den
Herzen aller Deutschen lebendig.
g. Nachfolger (Karolinger). Karls Sohn und Nachfolger Ludwig der
Fromme, von 814—840, teilte das gewaltige Reich unter feine 3 Söhne
Lothar, Karl (der Kahle) und Ludwig (der Deutsche). Es entstanden
aber blutige Kriege zwischen denselben, die endlich im Vertrage zu Verdun
(Verdöng) (843) damit endeten, daß Ludwig Deutschland, Karl Frankreich
und Lothar Italien erhielt. Deutschland ist seitdem ein selbständiges Reich
gewesen. Ludwig der Deutsche regierte von 843 — 876. Ihm folgten
Karl der Dicke von 876 — 887, Arnnlph von 887 — 899 und Ludwig
das Kind von 899—911. Die letzten Karolinger waren untüchtige Fürsten.
bereitet hatten. Über dem leinenen Hemd
trug er ein Wams mit Seidenbefatz und
Beinkleider, ferner Strümpfe und Schuhe,
im Winter um Brust und Schultern einen
Überwurf von Otterfell. Sein Oberkleid
bestand in einem kurzen, dunkelgrünen
Mantel. Ausländische Kleiderpracht ver¬
schmähte er. Nur zweimal hat er in Rom
auf Wunsch des Papstes ein langes Ober¬
gewand nebst Purpurmantel getragen.
Immer war er jedoch mit einem gewaltigen
Schwert umgürtet. An hohen Festen aber
erschien er in vollem, kaiserlichen Schmuck.
Einen bestimmten Wohnort hatte er nicht,
sondern lebte in seinem Reiche bald hier,
bald dort. Zu seinem Aufenthalte ließ er
sich dann besondere Burgen oder Pfalzen
erbauen. Am liebsten hielt er sich jedoch