Full text: Sechzig Bilder aus der deutschen und preußischen Geschichte

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Heldenlieder ließ er sammeln. Gelehrte Leute hatte er gern in seiner Um¬ 
gebung, schätzte sie als Freunde und ehrte sie hoch. Zur Hebung des Han¬ 
dels wurden die Zölle vermindert, neue Münzen geprägt, Warenniederlagen 
gegründet, Jahrmärkte ins Leben gerufen, Straßen angelegt. Er war selbst 
ein äußerst tüchtiger Verwalter feiner Güter, die durch ihn zu wirklichen 
Musteranstalten gemacht wurden. 
f. Häusliches Leben. Ende. Karl war ein Mann von ungewöhnlicher 
Körper- und Geisteskraft. Er hatte eine hohe Gestalt und kräftigen Körperbau. 
Seine Leibeskraft übte er unablässig durch Jagen, Reiten und Schwimmen. 
Nichts haßte er mehr als Müßiggang und Unmäßigkeit im Essen und Trinken. 
Seine Kleidung und sein Tisch waren sehr einfach. Gemahlin und Töchter 
mußten fleißig Wolle und Flachs spinnen und weben, und er brauchte für 
gewöhnlich keine andern Kleider, als welche sie ihm mit ihrer Hände Arbeit 
Fig. 6. Karl d. Gr. Denkmal zu Frankfurt a. M. ^ Aachen und Jngvlheim 0. R. (Ulf. — 
Als die Zeit herbeikam, daß er sterben sollte, segnete er sich mit dem Zeichen 
des Kreuzes, faltete dann die Hände und verschied mit den Worten: „Herr, 
in deine Hände befehle ich meinen Geist!" In der von ihm zu Aachen er¬ 
bauten Marienkirche wurde er aufrecht auf einem goldenen Stuhle sitzend, 
angethan mit vollem Kaiserschmuck, ein goldnes Evangelienbuch aus dem 
Schoße, umgürtet mit einem goldenen Schwerte, eine Pilgertafche an der 
Seite, bestattet. Das Andenken an den großen Kaiser blieb aber in den 
Herzen aller Deutschen lebendig. 
g. Nachfolger (Karolinger). Karls Sohn und Nachfolger Ludwig der 
Fromme, von 814—840, teilte das gewaltige Reich unter feine 3 Söhne 
Lothar, Karl (der Kahle) und Ludwig (der Deutsche). Es entstanden 
aber blutige Kriege zwischen denselben, die endlich im Vertrage zu Verdun 
(Verdöng) (843) damit endeten, daß Ludwig Deutschland, Karl Frankreich 
und Lothar Italien erhielt. Deutschland ist seitdem ein selbständiges Reich 
gewesen. Ludwig der Deutsche regierte von 843 — 876. Ihm folgten 
Karl der Dicke von 876 — 887, Arnnlph von 887 — 899 und Ludwig 
das Kind von 899—911. Die letzten Karolinger waren untüchtige Fürsten. 
bereitet hatten. Über dem leinenen Hemd 
trug er ein Wams mit Seidenbefatz und 
Beinkleider, ferner Strümpfe und Schuhe, 
im Winter um Brust und Schultern einen 
Überwurf von Otterfell. Sein Oberkleid 
bestand in einem kurzen, dunkelgrünen 
Mantel. Ausländische Kleiderpracht ver¬ 
schmähte er. Nur zweimal hat er in Rom 
auf Wunsch des Papstes ein langes Ober¬ 
gewand nebst Purpurmantel getragen. 
Immer war er jedoch mit einem gewaltigen 
Schwert umgürtet. An hohen Festen aber 
erschien er in vollem, kaiserlichen Schmuck. 
Einen bestimmten Wohnort hatte er nicht, 
sondern lebte in seinem Reiche bald hier, 
bald dort. Zu seinem Aufenthalte ließ er 
sich dann besondere Burgen oder Pfalzen 
erbauen. Am liebsten hielt er sich jedoch
	        
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