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gann der Kampf (955). Es war ein heißer Tag für die Deutschen. Wie
Löwen stürzten sie sich auf die wilden Horden, Kaiser Otto mit geschwungener
Lanze voran. Nichts half den Ungarn ihre gewaltige Übermacht, nichts die
Schnelle und Leichtigkeit ihrer Rosse. Bor deutscher Tapferkeit konnten sie
nicht standhalten. Was nicht niedergemacht wurde, ertrank auf der Flucht
im Lech. Wenige nur erreichten ihre Heimat. Fortan wagten sie nicht mehr
in Deutschland einzufallen. — Aber bald rief den Kaiser ein neuer Krieg
nach Italien. Schon im Jahre 951 war er dort gewesen; denn Adelheid,
die Witwe des Lombardenkönigs, hatte ihn gegen ihren Bedränger, den Mark¬
grafen Berengar, zu Hilfe gerufen. Er errettete die bedrängte Königin, ver¬
mählte sich mit ihr und setzte sich die lombardische Krone auf. Jetzt hatte
Berengar selbst den Papst angegriffen, und auch dieser bat Otto um Beistand.
Der Kaiser kam herbei, schlug Berengar und wurde nach einem feierlichen
Einzuge in Rom vom Papste unter dem Beifall des Volkes 962 zum römi¬
schen Kaiser gekrönt. Von da ab blieb die römische Kaiserwürde ununter¬
brochen bei dem deutschen Reiche, das den Namen heiliges römisches Reich
deutscher Nation erhielt. Damit war das deutsche Reich auf dem höchsten
Gipfel feiner Macht angelangt, und der Kaiser, der es so groß gemacht hatte,
erhielt den Beinamen „der Große". Doch war diese neue Würde kein Glück
für die deutschen Herrscher. Hatten sie früher sich nur um das Wohl ihres
Landes bekümmern dürfen, so mußten sie nun oft. dieses vernachlässigen und
ihre ganze Sorgfalt den römischen Angelegenheiten widmen. Es waren häu¬
fige Kriegszüge nach dem unruhigen Italien notig (Römerzüge), die viel
Geld und edles Blut kosteten und doch nichts fruchteten; denn herrschsüctige
Fürsten Italiens, besonders aber spätere Päpste, wollten von einer Ober¬
herrschaft deutscher Kaiser nichts wissen.
(1. Ende. Nachdem der Kaiser seinen 14 jährigen Sohn Otto zum
Nachfolger hatte krönen lassen, suchte er durch Vermählung desselben mit
der griechischen Prinzessin Theophania auch Unteritalien, das damals' zu
Griechenland gehörte, als Mitgabe zu gewinnen. Allein diese Hoffnung
erfüllte sich nicht. Er starb bald darauf 973 zu Memleben an der Unstrut
und ruht im Dome zu Magdeburg. — Seine Nachfolger waren Otto II.
von 973—983, Otto III. von 983—1002 und Heinrich II. von 1002—1024.
Mit ihm starb 1024 das sächsische Kaiserhaus aus.
14. Horn Gottesfriedkli.
a. Konrad II. Die deutschen Fürsten wählten nach dem Erlöschen des
sächsischen Hauses Konrad II. ans dem Hause der Franken und Salier
zum Kaiser, der gute Ordnung in Deutschland und Italien zu halten wußte.
Als er (1039) starb, klagte alles Volk über den Verlust eines Fürsten, bei
dessen Tode Frieden im ganzen Reiche herrschte.
1). Heinrich III. von 1039 — 1056 und der Gottesfrieden. Trotzdem
war die Wohlfahrt des Einzelnen im Volke doch nicht so fest begründet, daß
er sich in Ruhe feiner Beschäftigung hingeben und feinem friedlichen Gewerbe
ungestört nachgehen konnte. Wie oft mußten der arme Bauer, der friedliche
Handwerker und Bürger die Unbill des reichern Herrn ertragen, der ihnen
ungefcheut und oft ungestraft nahm, was ihm gefiel, oft selbst das Leben!
Heinrich III., Sohn und Nachfolget Konrad II., ging diese Not feines Volkes