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19. Der letzte Hohenstaufe
war Konradin. Papst Clemens IV. hatte Konradins italienische Länder
einem Bruder des Königs von Frankreich, Karl von Anjou, gegeben. Der¬
selbe kam mit einem großen Heere nach Italien und besetzte es. Konradin
wollte sie wieder zurückerobern, wurde aber, verlassen von den meisten der
Seinen, von Karl bei Tagliacozzo geschlagen. Verkleidet floh Konradin mit
seinem besten Freunde Friedrich von Baden, wurde aber doch erkannt, ge¬
fangen genommen und seinem Feinde ausgeliefert. Dieser setzte ein Gericht
über beide ein, dessen Mitglieder aber bis auf einen die jungen Fürsten frei¬
sprachen. Doch Karl war die eine Stimme hinreichend, um das Todesurteil
an beiden vollziehen zu lassen. Auf dem Markte Neapels wurde ein Schaffet
errichtet, und Konradin nebst seinem Freunde Friedrich, sowie zwölf andern
ihrer Gefährten, darauf hingerichtet (1268). Karl ließ nun an andern Orten
Italiens fast noch 1000 Anhänger Konradins töten, um sich den Besitz Italiens
zu sichern. Er wütete so arg, daß ihn selbst der Papst ermahnte, seine
königliche Würde nicht durch unkönigliche Thaten zu entstellen, da leicht ein
Tag kommen könne, an welchem über ihn und seine Erben unerwartet die
Strafgerichte Gottes hereinbrächen. Und so geschah es. Schmachvoll ging
seiner Zeit das Haus Anjou nach harten Schlägen unter.
20. Rudolf v. Habsburg. (1273—1291.)
a. Wahl. Diese traurigen Zustände riefen endlich im deutschen Volke
wieder das Verlangen nach einem Kaiser wach, der imstande wäre, der all¬
gemeinen Verwirrung ein Ziel zu setzen. Der Erzbischof Werner von Mainz
empfahl den versammelten Fürsten den Grafen Rudolf v. Habs bürg, der
in der Schweiz und im Elsaß begütert war, und sich durch Biedersinn,
Frömmigkeit, Klugheit und Tapferkeit auszeichnete (Graf v. Habsburg.
Schiller). Groß war die Freude des Volkes über dieses Mannes Erwäh¬
lung. Als bei seiner Krönung das Scepter fehlte, ergriff er schnell das
Crucifix vom Altar und sprach: „Das Zeichen, durch welches die Welt er¬
löset wurde, kann auch wohl als Scepter dienen."
1). Sorge für das Gedeihen des Reiches. Seit 30 Jahren war kein
Reichstag mehr gehalten worden. Rudolf beschied die Fürsten zu einem solchen
nach Nürnberg, um die kaiserliche Macht in ihrer vollen Würde wieder her¬
zustellen. Alle waren erschienen, nur König Ottokar der Mächtige von
Böhmen nicht. Hatte er doch selbst die Krone begehrt und fürchtete jetzt, die
Länder Österreich, Steiermark und Kärnthen, welche er sich widerrechtlich
angeeignet, herausgeben zu müssen. Ja, er ging in seinem Ungehorsam so
weit, die Waffen gegen Rudolf zu ergreifen, doch verlor er endlich in einer
Schlacht auf dem Marsfelde (1278) Reich und Leben. Großmütig gab
jedoch der Kaiser seinen Söhnen ihre Erbländer Böhmen und Mähren zurück,
aber mit den österreichischen Herzogtümern belehnte er unter Zustimmung des
Reiches seine eigenen Söhne, wodurch er den Grund zu der habsburgisch-
österreichischen Hausmacht legte. Die übrige Zeit seiner Regierung verwen-
tete er dazu, die Ordnung im Reiche wieder herzustellen. Er zog von Gau
zu Gau, schlichtete die Streitigkeiten und steuerte besonders dem Unwesen
der Raubritter, indem er ihre Burgen zerstörte, strenges Gericht über sie
übte und viele hinrichten ließ. Alle Kriege mit Italien und den Päpsten