Friedensschlüsse. §. 21,
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auf dem dritten fiel Karl in den Laufgräben von Friedrichshall,
wahrscheinlich durch die Hand eines Meuchelmörders und als
Opfer einer Verschwörung, 1718 (36 J. alt). Die Verschwo¬
renen erhoben, mit Uebergehung von Karl’s XII. Neffen, des
Herzogs von Holstein-Gottorp, seine jüngere Schwester Ulrike
Eleonore,. Gemahlin des Erbprinzen von Hessen-Kassel, auf
den Thron, weil diese sich bereit erklärte, der Unbeschränktheit
der königlichen Gewalt (s. S. 90) zu entsagen und die Mit¬
regierung des Reichsrathes (von 24 Mitgliedern) anzuerkennen;
die gesetzgebende. Gewalt, die Erhebuug neuer Auflagen und der
Beschluss über Krieg und Frieden blieb den Ständen Vorbehalten.
Später (1720) überliess die Königin die Regierung ihrem Ge¬
mahl, für deren Bestätigung durch die Stände sich dieser noch fer¬
nere Beschränkungen der königlichen Gewalt gefallen liess.
6) Der Krieg ward durch einzelne Friedensschlüsse
mit den Gegnern Schwedens beendet: 1) Hannover erhielt Bremen
und Verden (gegen 1 Mill. Thlr.); 2) Preussen: Vorpommern
bis zur Peene nebst den Inseln Usedom und Wollin (gegen
2 Mill. Thlr.); 3) Dänemark behielt das im Kriege eroberte
Schleswig (mit Ausnahme der Glücksburgischen Lande); der
Sohn des vertriebenen Herzogs ward später (1762) der Stamm¬
vater der russischen Kaiserfamilie (als Peter III.). 4) Die
Russen erzwangen durch wiederholte Verwüstung der schwedi¬
schen Küsten, im Frieden zu Nystädt, 1721, die Abtretung
von Liefland, Esthland, Ingermannland und eines Theils von
Carelien, wogegen sie Finnland Zurückgaben. So verlor Schweden
sein Uebergewicht im Norden an Russland.
Dem von aller Welt verlassenen Stanislaus Lesczinsky, welcher
nach Karl’s XII. Tode eine Zuflucht in Frankreich fand, ward in
einem Tractate zwischen Schweden und Sachsen die Beibehaltung
des Königstitels bewilligt.
S- 22.
Kaiser Karl VI.1), 1711—1740.
1) Krieg der Türken gegen Venedig und Oester¬
reich (1714-1718).
Kaum hatten die Türken durch den Frieden am Pruth den
Krieg mit Russland beendet, als sie einen nichtigen Vorwand
*) Deutsche Geschichte vom Tode Friedrich’s des Gr. bis zur Gründung
des deutschen Bundes, von Ludw. Hänsser, 4 B. 4. Aufl. 1870.