Full text: Geschichte (Abth. 6)

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vierzehnten Jahrhunderts, zu^uoch andere behaupten, sie 
sei schon im zwölften Jahrhundert gemacht worden; es ist 
aber gewiß, daß die Chinesen den Compaß lange vorher* 
kannten, und die Araber ihn zuerst aus dem Mittelmeere 
gebrauchten. Diese mit Magnet bestrichene Nadel wurde 
über ein spitzes Stäbchen gelegt, so daß sie sich nach allen 
Seiten frei bewegen konnte. Ein so eingerichtetes Kästchen 
nannte man einen Compaß. Dieser wurde immer mehr 
vervollkommnet und ward der getreueste Gefährte des See¬ 
fahrers. Seitdem blieb der große Ocean kein verschlossenes 
Heiligthum mehr. Fortan war es möglich, weite See¬ 
fahrten zu unternehmen, neue, früher noch völlig unbe¬ 
kannte Länder uud Völker zu entdecken und mit diesen in 
vielfachen Verkehr zu treten. 
2. Erfindung des Schießpulvers. — Wie der Com¬ 
paß in das Getriebe des Handels, so griff die Erfindung 
des Schießpulvers in das Kriegswesen ein. Die Chinesen 
geben das Pulver für eine alte Erfindung ihres Volkes 
aus und wollen es schon vor sechszehnhundert Jahren ge¬ 
kannt haben. Auch die Araber tit Spanien kannten es 
und bedienten sich häufig desselben zu Feuerwerken. Wahr¬ 
scheinlich brachten sie die Kenntniß davon, wie die des 
Compasses, aus dem Morgenlande mit. Im zwölften 
Jahrhundert bereits soll Pulver auch in den Bergwerken 
des Harzes zur Sprengung des Gesteins gebraucht worden 
sein. So läßt sich wenigstens nicht läugnen, daß die Euro¬ 
päer schon vor dem Jahre 1350 das Pulver gekannt und 
gebraucht haben. Damit war es aber noch nicht für den 
Krieg erfunden und also eigentlich auch noch nicht Schieß- 
pulver zu nennen. Als solches findet es sich erst um die 
Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, und die gewöhnliche 
Meinung schreibt diese Erfindung einem Franziskaner- 
Mönche zu Freiburg in Baden, Berthold Schwarz, 
zn. Dieser, heißt es, stampfte einst Schwefel, Kohlen und 
Salpeter in einem Mörser und legte hierüber einen Stein. 
Zufällig entzündete ein Funke diese Masse, und augenblick¬ 
lich flog der ©teilt mit einem fürchterlichen Knalle gegen 
die Decke. Erschrocken stand der Scheideknnstler da und 
stauute über das wunderbare Ereigniß. Er wiederholte 
seine Versuche und immer zeigte sich derselbe Erfolg. Jetzt 
machte er seine Erfindung weiter bekannt und zeigte, wel¬ 
chen Nutzen man aus derselben im Kriege zur Zerstörung
	        
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