Full text: Geschichte (Abth. 6)

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das Gewehr nicht mehr mittelst eines eingeschraubten Feuer¬ 
steines, sondern einfacher, rascher und sicherer abgefeuert wird. 
Die neuen Kriegsmaschinen wurden jedoch im Felde 
anfänglich wenig gebraucht. Sie galten für heimtückische 
Waffen, die sich für einen ehrlichen Krieger gar nicht 
schickten. Besonders eiferten die Ritter gegen die höllische 
Ersindung, wie sie dieselbe nannten. Denn was half ihnen 
jetzt all1 ihre Kraft und Gewandtheit, was die trefflichsten 
Waffen und Rüstungen, da ein Fingerdruck des Feigsten 
aus weiter Ferne sie dahinstrecken konnte! Die Ritter leg¬ 
ten Lanze und Schwert nieder, als gemeine Fußknechte mit 
Musketen und Kanonen sich ihnen entgegenstellten. Von 
nun an verrichteten besoldete Truppen, die deßhalb auch den 
Namen Soldaten erhielten, den Waffendienst. Die Schlach¬ 
ten selbst wurden im ganzen weniger blutig und mit weniger 
persönlicher Erbitterung geführt, als iu frühereu Zeiten, 
wo Mann auf Mann grimmig einhieb. Die Entscheidung 
der Schlacht hing jetzt nicht so sehr ab von der Anzahl 
der Streiter und ihrer Körperkraft, als von der Gewandt¬ 
heit der Anführer. Die Kriegskunst wurde zu einer Wis¬ 
senschaft, die viele Kenntniß und Erfahrung erfordert. 
So durchgreifend wirkte die Erfindung des Pulvers, deren 
Urheber wohl an nichts weniger als an Krieg und Schlach¬ 
ten gedacht hatte. 
3. Erfindung der Buchdruckerkuust. — Unter allen 
Erfindungen ist diese die wichtigste und zugleich die schönste 
Zierde des deutschen Namens. Früher gab es nur ge¬ 
schriebene Bücher. Die Mönche vorzüglich beschäftigten 
sich mit dem Abschreiben, und es ist zum Erstaunen, wie 
weit sie es in der Schönschreibekunst gebracht hatten. 
Die großen Anfangsbuchstaben wurden sehr schön mit bun¬ 
ten Farben augemalt, auch wohl mit Gold ausgelegt, oft 
sogar mit kleinen niedlichen Bildchen umgeben. Solche 
Abschriften kosteten außerordentlich viele Zeit und vielen 
Fleiß und waren deßhalb auch sehr theuer. Eine einzige 
schöne Bibel kostete wohl dreihundert Thaler. Darum 
konnten auch nur reiche und vornehme Leute Bücher kaufen. 
Am größten war dieser Nachtheil für die Schulen, weil 
nicht jeder Schüler, wie jetzt, sein eigenes Buch hatte. 
Der Unterricht konnte deßhalb auch nur höchst mangelhaft 
sein, weil er sich fast einzig auf den mündlichen Vortrag 
beschränken mußte.
	        
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