Da schlüpften sie frisch
In den Schneidertisch
Und schnitten und rückten
Und nähten und stückten
Und faßten
Und paßten
Und strichen und guckten
Und zupften und ruckten,
Und eh' mein Schneiderlein erwacht,
War Bürgermeisters Nock bereits ge¬
macht.
7. Neugierig war des Schneiders Weib
Und macht sich diesen Zeitvertreib:
Streut Erbsen hin die andre Nacht.
Die Heinzelmännchen kommen sacht;
Eins fährt nun aus,
Schlägt hin im Haus,
Die gleiten von Stufen,
Die plumpen in Kufen,
Die fallen
Mit Schallen,
Die lärmen und schreien
Und vcrmaledcien.
Sie springt hinunter ans den Schall |
Mit Licht — husch, husch, husch,
husch -- verschwinden all.
8.0 weh, nun sind sie alle fort,
Und keines ist mehr hier am Ort,
Man kann nicht mehr wie sonsten
ruhn,
Man muß nun alles selber thun.
Ein jeder muß fein
Selbst fleißig sein
Und kratzen und schaben
Und rennen und traben
Und schniegeln
Und bügeln
Und klopfen und hacken
Und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär'l
Doch kommt die schöne Zeit nicht
wieder her.
Karl Joseph Simrock
(geb. 1802 zu Bonn, gest. daselbst 1876).
425. Der Schmied von Solingen
1. Zu Solingen sprach ein Schmied
Bei jedem Bajonette,
Das seinem Fleiß geriet:
„Ach, daß der Fritz es hätte!"
2. Wenn er die Zeitung las
Bon seinem Lieblingshelden,
Da schien ihm schlechter Spaß,
Nicht lauter Sieg zu melden.
3. Einst aber hat es sich
Biel anders zugetragen;
Da hieß es, Friederich
Sei bei Kollin geschlagen.
4. Der Schmied betroffen rief:
„Hier muß geholfen werden,
Sonst geht die Sache schief!"
Und riß den Schurz zu Erden.
5. Ihm waren Weib und Kind
Wohl auch ans Herz gewachsen,
Doch lief er hin geschwind
Zu Friedrichs Heer nach Sachsen,
6. Und eh' man sich's versah,
Begann die Schlacht zu tosen:
Mit Seidlitz schlug er da
Bei Roßbach die Franzosen.
7. Das deucht' ihm nicht genug.
Viel schlimmre Feinde dräuten,
Er ließ nicht ab und schlug
Mit Zietcn noch bei Leuthen.
8. Da ging cs herrlich her;
Zu ganzen Bataillonen
Ergab sich Östreichs Heer
Mit Fahnen und Kanonen.