Full text: Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

487 
so daß man durch Die vier Fußböden von vier bis fünf Stockwerken 
Hindurchblicken kann. Die eifernen Treppen führen uns bis zu der 
Maschincnplattsorm, dem untersten Boden der Maschine, hinab, 
der gleichzeitig die obere Schicht des Doppelbodens des Schiffes 
bildet. Hwr verweilen wir zunächst nicht, sondern begeben uns 
zuerst in den Kesselraum, der durch ein wasserdicht abschließendes 
Schott von dem Maschinenraum getrennt ist. Hier ist die eigent¬ 
liche Hölle. Die rötlich brennenden Feuer übergießen den an sich 
dunklen Raum mit einem magischen Licht. Alles scheint hier in Not 
getaucht, auch die dunklen Gestalten der Heizer, die mit ihren un¬ 
heimlich aus dem geschwärzten Gesicht herauslugenden Augen in 
Wahrheit wie leibhaftige Teufel aussehen. Unerklärliche Geräusche 
und Rufe durchschallen tönend den eisernen Raum. Das Auswerfen 
der Kohlen erfolgt ohne Unterbrechung; aber es dürfen nicht zwei 
gegenüberliegende Feuerungen gleichzeitig bedient werden, da in¬ 
folge der entstehenden Zugluft die Flamme herausschlagen könnte. 
Der tägliche Verbrauch an Kohlen beträgt 1600 dl. Größere 
Schnelldampfer jedoch verbrauchen bis zu 10 000 dl täglich. Unser 
Kesselraum umfaßt drei Doppelkessel mit je sechs Feuerungen und 
zwei einfache Kessel mit je drei Feuerungen, im ganzen also 24 
Feuerungen. Ein Doppelkessel wiegt 76 Tonnen (76 000 kg), hat 
einen Durchmesser von 4,20 m, enthält 564 Siederohre und 220 
Ankerrohre von je 76 mm äußerem Durchmesser, faßt 36 ebm 
Wasser und arbeitet mit 15 Atmosphären Druck. Die Bunker, welche 
die Kohlenvorräte enthalten, sind so in das Schiss eingebaut, daß 
ihre Öffnungen fast unmittelbar neben den Feuerungen liegen, so 
daß das mühevolle und zeitraubende Herantragen der Kohle er¬ 
spart bleibt. Die Ventilation des Raumes ist vorzüglich. Obschon 
wegen der tiefen Lage desselben Seitenfenster nicht angebracht 
werden können und trotz der fünf Kessel mit 24 Feuerungen ist die 
Temperatur durchaus nicht unangenehm. Der 3,20 m im Durch¬ 
messer starke Schornstein erreicht die bedeutende Höhe von 31 m 
über dem Feuerungsrost. 
Wir begeben uns in den Maschinenraum zurück. Es fällt uns 
auf, daß^auf der Plattform die Bewegung des Schiffes auch bei 
starkem Seegänge gering ist. Wir sehen die Steuerbord- und die 
Backbordmaschine, welche völlig unabhängig von einander je eine 
Schraubenwelle treiben. Beide haben zusammen 6600 Pserdekräfte. 
Es sind Vierfach- Expansionsmaschinen, bei denen der erzeugte 
Dampf viermal hintereinander in vier verschiedenen Zylindern zur 
Verwendung kommt. Das einmal im Kessel vorhandene Wasser 
bleibt stets dasselbe; bei seinem Arbeitswege ändert es nur die 
Form, indem es in den Zylindern als Dampf auftritt, der später 
im Kondensator wieder zu Wasser verdichtet wird, um, den Kesseln 
von neuem zugeführt, den Kreislauf von vorn zu beginnen. Der 
verhältnismäßig geringe Verlust wird durch den in den Wasser¬ 
tanks mitgeführten Vorrat ergänzt. Der Dampf tritt durch das 
vom Kcsselraum in den Maschinenraum überführende Hauptdampf¬
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.