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und die ehernen Standbilder derselben, so daß wir den einen
in der Kleidung eines christlichen Bischofs mit dem Kreuzesstabe,
den anderen in der Rüstung eines Ritters mit dem Schwerte hier
vor uns seheu. In der Nähe des Domes stehen die Wohnungen
der Domherren, ein bischöfliches Seminar und der Palast des
Erzbischofes, eine Reihe geistlicher Gebäude, die bekunden, daß
Posen der Sitz eines hohen Bischofes ist.
Während der Dom mit den geistlichen Gebäuden auf dem
rechten Ufer der Warthe liegt, breitet sich die eigentliche Stadt
in Form eines Kreises ans dem linken User dieses Flusses aus.
Im Mittelpunkte des älteren Stadtteiles, dessen Geschichte bis in
das 13. Jahrhundert zurück reicht, steht das Rathaus auf dem
alten Markte. Es ist mit einer vorspringenden Doppelhalle ver-
sehen und zeigt als Windfahne den weißen polnischen Adler mit
ausgebreiteten Flügeln auf der Spitze des Turmes. Vor dem
Rathause erhebt sich eine steinerne Prangersäule, die in uns
Erinnerungen an jene Zeiten zurückruft, iu denen Verbrecher dem
öffentlichen Spotte preisgegebeu wurden. Eine Folterkammer im
Rathause erinnert uns daneben in verstärkter Weise an die un-
menschlichen Qualeu, unter denen noch im vorigen Jahrhunderte
als Hexen angeklagte Frauen unter polnischen Richtern zu leiden
hatten.
Nicht weit von dem Rathause der Stadt erblicken wir das
königliche Schloß. In den frühesten Zeiten war es der Hofsitz
der polnischen Fürsten. Auch wurden die Köuige des Landes in
einem Saale des alten Baues gekürt. Gegeuwürtig enthält es
das Staatsarchiv und die Sammlungen der geschichtlichen Gesell-
schast in Posen. Der Oberpräsident aber, welcher die Verwaltung
der Provinz leitet, hat seinen Sitz in einem prächtigen Regie-
rnngsgebäude, welches im Südosten des Rathauses liegt und
uns so neben diesem Sitze der städtischen Regierung denjenigen
der staatlicheu zeigt.
Nach Westeu hin schließen sich den engen Gassen des älteren
Stadtteiles die breiten Straßen und Plätze des neueren an, in
dem die großen Hänserblöcke hübsche Gartenanlagen umschließen. Unter
den Straßen hebt sich hier besonders die lindenbepflanzte, reichbelebte
Wilhelmsstraße hervor, die nach dem freien Wilhelmsplatze
führt. Prächtige Paläste erheben sich hier an Platz und Straße.
Große Läden mit Spiegelscheiben lassen kostbare Waren erblicken.