208 Siebenter Abschnitt. Vom großen Kurfürsten bis zu Friedrich dem Großen rc.
und Schwalben wohl zurück; aber das Dach, das sie so lange beherbergt
hatte, fanden sie nicht. Zu Tausenden hatte der Krieg die Menschen hingerafft;
was das Schwert nicht vertilgt, das hatten Hungersnot und Pest ins Grab
gebracht. Berlin zählte nach dem Kriege nur noch 300 ganz verarmte Bürger,
und Hunderte seiner Häuser waren zerstört oder standen unbewohnt und verödet."
Sehen wir nun, wie der Kurfürst die Wunden hellt, die der Krieg
seinem Lande geschlagen hatte.
b) Des Kurfürsten Sorge für den Landbau.
Der Kurfürst hatte erkannt, daß die Wohlfahrt des Landes besonders
auf dem Landbau beruhe. Darum wandte er der Hebung desselben seine
ganze Sorge zu. Er sandte einsichtsvolle Männer durch die Provinzen, ließ
durch sie den Zustand der Dörfer und Felder untersuchen, und den Leuten,
die Lust zu arbeiten hatten, Wohnungen und Äcker anweisen und unterstützte
sie, damit sie die Wüsteneien wieder bebauten und bevölkerten. Gern nahm
er Ansiedler jZn sein Land auf, die aus dem Ausland kamen. Leute von der
Niederelbe und der Wesermündung zogen nach der Altmark und sicherten durch
künstliche Dämme die ihnen angewiesenen Ländereien vor den Ausbrüchen der
Elbe. Auf diese Art entstand die fruchtbare Wiesche in der Altmark, ein Stück
Land von acht Meilen im Umfang. Eingewanderte Holländer verbesserten besonders
die Viehzucht und verpflanzten holländische Betriebsamkeit und Reinlichkeit auf
braudenburgischeu Boden. Sie gründeten Ansiedlungen an den Ufern der
Havel, bebauten die Niederungen an der Oder, Warthe und Netze in der
Neumark. Auch für den Gartenbau, der in der Mark noch fehr darniederlag,
trug der Kurfürst Sorge. Er ließ nicht nur Blumen-, Obst- und Küchengärten
anlegen, geschickte Gärtner und ausländische Sämereien aus entfernten Gegen¬
den kommen und letztere in den vaterländischen Boden verpflanzen, sondern es
war ihm auch selbst eine liebe Erholung, in seinem Garten die Blumen zu
pflegen, oder ein Obstbäumchen eigenhändig zu veredeln. An den Landstraßen
wurden überall Baumreihen gepflanzt, und der Kurfürst befahl seinen Unter¬
thanen, hinter ihren Häusern Gärten anzulegen. Kein Landmann durfte sich
verheiraten, wenn er nicht wenigstens vorher sechs Obstbäumchen veredelt und
ebensoviel junge Eichen gepflanzt hatte. Mit gutem Beispiel ging der Kurfürst
aus den Domänen oder Staatsgütern voran, aus welchen er eine musterhafte
Ordnung, durch welche ihr Ertrag bedeutend erhöht wurde, einführte.
e) Förderung des städtischen Lebens.
Auch die Städte waren durch den Krieg hart mitgenommen und durch
ihn furchtbar entvölkert. Berlin, die Residenz des Kurfürsten, war fast zu
einem Dorf herabgesunken. Der Kurfurft bemühte sich, sie zu verschönern und
ihr wieder ein würdiges Ansehen zu verschaffen. Die Straßen wurden
gepflastert, viele verfallene Häuser wieder neu ausgebaut, an vielen Stellen
geschmackvolle Brunnen angelegt, und die Straßen abends durch Laternen
beleuchtet. Ein neuer Stadtteil, die Dorotheenstadt, wurde angelegt und nach
der zweiten Gemahlin des Kurfürsten benannt. Die schönste Straße Berlins,
„unter'den Linden" genannt, verdankt ihren ersten Baumschmuck dem Kurfürsten
und feiner Gemahlin, die den ersten Baum selbst gepflanzt haben soll. Auch