Full text: Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen

§ 76. Der Zug nach Paris und des Krieges Ende. 337 
gegriffen und geriet in die gefährlichste Lage. Er schrieb schon am 13. Fe¬ 
bruar an seine Frau: „Ich habe drei saure Tage gehabt, Napoleon hat mich 
dreimal in drei Tagen mit seiner ganzen Macht und allen seinen Garden an¬ 
gegriffen; aber er hat seinen Zweck nicht erreicht, und heute ist er auf dem 
Rückzug nach Paris, morgen folge ich ihm, dann vereinigt sich unsere Armee, 
und vor Paris wird durch eine Hauptschlacht alles entschieden werden. Fürchte 
nur nicht, daß wir geschlagen werden. Ohne daß unerhörte Fehler vorgehen, 
ist das nicht möglich." (@. den Brief in seiner ursprünglichen Orthographie bei 
„Beitzke rc. 4. Aufl. von Dr. P. Goldschmidt Bd. 2, S. 260.") 
Leider befand sich der tapfere Feldmarschall sehr im Irrtum über Na¬ 
poleons Absichten; darüber sollte ihn der nächste Tag schon belehren. Na¬ 
poleon ließ noch nicht von ihm ab und brachte den alten Helden in die größte 
Bedrängnis. Dieser kam in eine verzweifelte Lage; er setzte sich selbst der 
größten Gefahr aus und achtete es nicht, als in der Schlacht die Kugeln um 
ihn sausten. Fast schien es, als suche er den Tod, um dem Feinde nicht in 
die Hände zu fallen. Da sagte fein Adjutant zu ihm: „Wenn Ew. Exeellenz 
steh hier, wo noch nichts verloren ist, tot schießen lassen, so wird die Geschichte 
auch nicht viel Rühmliches davon zu sagen haben." Blücher sah ihn ernst 
an, erkannte die Wahrheit und sprach: „Nun, so lassen Sie uns weiter reiten!" 
In der That standen die Sachen auch nicht so schlimm, wie Blücher 
zuerst geglaubt hatte. Bald faßte er wieder frischen Mut und sagte zu 
Gneisenau: „Na, Gneisen au, nun es heute noch nicht mit mir zu Ende ge¬ 
gangen, hass damit auch noch lange Zeit; es wird nun schon wieder gehen, 
und wir werden noch alles wieder gut machen." 
Und es ging wieder besser. Napoleon glaubte durch diese wiederholten 
Gefechte Blücher unschädlich gemacht zu haben und ließ von ihm ab. Er 
hatte sich aber gewaltig in dem alten Helden und seinen vortrefflichen Sol¬ 
daten verrechnet. Schon nach drei Tagen stand Blücher wieder fertig zum 
Marsch nach Paris. 
Napoleon warf sich jetzt auf die Armee Schwarzenberg's; diese siegte 
aber am 27. Februar bei Bar für Aube über seinen Marschall Oudinot. 
Unterdessen stießen Bülow's Truppen, die aus Holland heranzogen, zu dem 
Heere Blücher s, der jetzt eine stattliche Armee befehligte, eine größere, als er 
seiner Zeit an der Katzbach kommandiert hatte. Vergeblich versuchte es Na¬ 
poleon, Blücher's Heer in einer festen Stellung, die dasselbe bei Laon mite 
hatte, anzugreifen und zu schlagen. — Mit der Verwegenheit eines Verzwei¬ 
felnden machte Napoleon nun noch am 20. März einen Angriff auf die fast 
dreifache Übermacht der Armee Schwarzenberg's bei Arcis sur Aube, der aber 
erfolglos für ihn blieb. — 
c) Der Einzug der Verbündeten in Paris und der Friedensschluß. 
Napoleon griff zu einem letzten Mittel, zu einer List, mit der er die 
Verbündeten täuschen und seine bedrohte Hauptstadt retten wollte. Er zog 
plötzlich nach Osten, um die Verbündeten im Rücken zu bedrohen, weil er 
hoffte, daß diefe dann den Marsch nach Paris aufgeben und ihm folgen würden. 
Diese aber schickten ihm nur einen kleinen Teil ihres Heeres nach und standen 
schon am 29. März vor Paris. Am 30. März wurden die Verschanzungen 
Hoffmann's Geschichtsunterricht. 22
	        
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