§ 6. Die Ostgoten — Theoderich d. Gr.
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gehen. Das arme, so viel verwüstete Italien fand nun einmal wieder Ruhe,
und vieles, was der Krieg zerstört, wurde nun wieder aufgebaut und her¬
gestellt. Auch bemühte er sich, alle germanischen Völker außer seinem Reiche
zu friedlichem Zusammenleben zu gewöhnen. Überall trat er vermittelnd ein
und nahm sich der Schwächeren und Unterdrückten an. Sein Hof war von
den Gesandten fremder Fürsten, selbst aus den fernsten Ländern, stets leb¬
haft besucht, und er war ein weit und breit gefürchteter und geehrter
Herrscher, Aber trotz seiner wohlthätigen Regierung, trotz seiner Leutseligkeit
und Freigebigkeit gelang es ihm doch nicht, sich die Herzen der Römer zu
gewinnen. Die Goten blieben ihnen immer Fremdlinge, die nicht gern ge¬
sehen wurden, und der Hauptgrund davon war — die verschiedene Religion.
Theoderich und seine Goten galten den Römern immer als Ketzer. Während
die letzteren nämlich katholische Christen waren, bekannten sich die Goten zum
arianischen Christentum. Als Theoderich im Jahre 526 starb, hinterließ
er einen 9 jährigen Enkel, der einmal später sein Nachfolger werden sollte;
vorerst aber führte dessen Mutter Amalastmtha, des großen Theoderich's
Tochter, die Regierung.
ß. XDort- und Sacherklärungen.
1. Theoderich als Geisel nach Konstantinopel gebracht. Sein Vater
hatte mit dem oströmischen Kaiser ein Bündnis geschlossen und geloben müssen, daß ei¬
sernen kriegerischen Einfall in das oströmische Gebiet machen wollte. Zur Bekräftigung
des Bundes mußte er seinen Sohn in die Gewalt des römischen Kaisers geben und ihn
nach Konstantinopel senden. Furchtbare Rache hätte der Kaiser an dem Königsohne üben
können, wenn dessen Vater sein Wort gebrochen hätte.
2. Arianer — diese Sekte wird so genannt von ihrem Begründer Arms, der
um 320 in Alexandrien lebte. Er lehrte, daß Christus von Gott geschaffen sei als erstes
aller Geschöpfe; er ließ also Christus nicht die volle göttliche Ehre zu teil werden. Zu
den Arianern gehörten die meisten germanischen Völker, während die Römer katholische
Christen waren, welche glaubten, daß Christus gleicher Gott von Macht und Ehren mit
dem Vater sei.
C. Merkstoffe zur sicheren Linprägung.
1. 476 setzt Odoaker, ein germanischer Söldnerführer, den letzten König der Römer,
Romulus Augustulus ab.
2. 493 wird Odoaker von dem Ostgotenkönig besiegt; derselbe regiert bis 526.
§ 7. Die Longobarden — Alboin.
A. Erzählung,
a) Vorbereitung.
Richt lange nach dem Tode Theoderich's hatten sich die Ostgoten in
Italien behaupten können. Der oströmische Kaiser hatte Italien durch seinen
Feldherrn Narses erobern lassen. Die katholischen Römer hatten ihn heimlich
dabei unterstützt, und so hatte das Volk der Goten im tapferen aber erfolg¬
losen Verteidigungskampfe wenigstens einen ruhmvollen Untergang gesunden.