Full text: Erziehender Geschichtsunterricht

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Da bekam denn der König mit der Zeit seine helle Freude an 
seinem Sohne. Als die Prinzessin Wilhelmine, die der Prinz so sehr lieb 
hatte, Hochzeit machte, da hatte der König heimlich den Kronprinzen 
kommen lassen; denn bis dahin purste er noch immer nicht ins Schloß 
kommen. Mit einem Mal ging die Tür auf, wo die Königin und die 
Prinzessin und die Prinzen saßen, der Kronprinz flog seiner Mutter um 
den Hals, und der König sagte: „Da habt ihr den Fritz wieder." Und 
wie der König nun sah, daß Fritz wirklich so fleißig blieb und alles so 
schnell begriff und auch seine Soldaten als Oberst fein kommandieren 
konnte und das Regieren so gut wie er selber lernte, da sagte er: „Ich 
kann jetzt ruhig sterben, nun ich weiß, daß ich einen so würdigen Sohn 
und Nachfolger habe." Und nun erlaubte er ihm auch das Mufikmacheu 
und Bücherlesen, ja er schenkte ihm ein reizendes Schloß, an einem schönen 
Waldsee gelegen, das Schloß Rheinsberg. Da konnte der Kronprinz sehte 
Freunde zu Besuch haben, so viel er wollte, und wenn er oben in seinem 
kleinen feinen Arbeitszimmer ans Fenster trat, dann sah er gerade über 
den See auf die kleine Insel, die darin lag, und auf den Wald rund 
herum und das Städtchen an der Seite. Auch seine Frau, die er nach 
dem Willen des Königs hatte heiraten müssen, war dort bei ihm, aber 
Kinder hat er nicht gehabt. Und wenn er diese Frau auch nicht recht 
lieb haben konnte, so war er doch immer sehr höflich gegen sie. Dabei 
war er glücklich und fröhlich mit seinen Freunden, machte Musik mit 
ihnen, baute in dem Park am Schloß schöne Tempelchen und Höhlen und 
Fischteiche und gab Feste im Freien und ließ Theaterstücke spielen, und 
es war ein feines, fröhliches Leben. Aber das Arbeiten vergaß er nicht 
dabei, kam zwischendurch immer nach Potsdam und Berlin und tat alles, 
was der König ihm befahl. Und so waren die strengen Jahre vorüber, 
und er hatte viel gelernt, als sein Vater 1740 starb und er nun selber 
König wurde. 
3. Friedrichs Heer (0). Friedrich war noch garnicht lange 
König, da mußte er schon zeigen, daß er ein tüchtiger Soldat geworden 
war. Es gab Krieg, ja in kurzer Zeit drei Kriege hintereinander, und 
der König mußte losmarschieren. Die Langen Kerls von seinem Vater 
hatte er allerdings nicht mehr, die waren ihm zu teuer gewesen. Sein 
Vater hatte ja einmal für solch einen langen Kerl 27 000 Mark bezahlt. 
Darum hatte er das Regiment aufgelöst und dafür sechs Mal so viel 
gewöhnliche Regimenter gebildet. Er zählte aber seine Soldaten wenig 
nach Regimentern, sondern mehr nach Bataillonen. Ihr wißt schon, ein 
Leutnant hat bei der Infanterie ungefähr 40 bis 50 Mann zu komman-
	        
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