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Ergreif ihn, er ist dein.
Ergreif ihn und mit ihm das Steuer
Der Weltgeschichte, faß es keck!
Ihr Schiff ist morsch, ihr Schiff ist leck,
Sei du der Welt Erneuer!
Du bist des Herrn Erwählter und Getreuer;
Versprich, wann lodern wieder deutsche Feuer
Von jenes Schiffes Deck?
Wen bittrer Armut Not erfaßte,
Und wer verbannt die See durchwallt,
Daß heiße Sehnsucht nicht zu bald
Die Seele ihm belaste:
Dem seüs beim Schwanken einst der Deutschen Maste,
Als ob er träumend noch zu Hause raste
Im kühlen Eichenwald.
Es wird geschehn! sobald die Stunde
Ersehnter Einheit für uns schlägt,
Ein Fürst den deutschen Purpur trägt
Und einem Herrschermunde
Ein Volk vom Po gehorchet bis zum Sunde;
Wenn keine Krämerwage mehr wie Pfunde
Europas Schicksal wägt.
Schon schaut mein Geist das nie Geschaute,
Mein Herz wird segelgleich geschwellt,
Schon ist die Flotte aufgestellt,
Die unser Volk erbaute;
Schon lehn ich selbst, ein deutscher Argonaute,
An einem Mast und kämpfe mit der Laute
Ums goldne Vließ der Welt.
71. Schleswig-Holstein.
Von Friedrich C h e m n i tz.
1. Schleswig-Holstein meernmschlungen,
Deutscher Sitte hohe Wacht,
Wahre treu, was schwer errungen,
Bis ein schöner Morgen tagt!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
Wanke nicht, mein Vaterland!