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offenen Landes, waren kolossal, aber wenig haltbar; man führte sie aus
ungebrannten, durch Asphalt verbundenen Backsteinen auf. Der sehr
ergiebige Landbau wurde durch treffliche Bewässerungsanstalten unter-
stützt. Unter den Gewerben zeichnete sich die Weberei und Purpur-
färberei aus. Der Handelsverkehr durch Schiffe und Karawanen
war bedeutend. Unter den Wissenschaften blühte die Astronomie,
die aber in Astrologie oder Sterndeuterei ausartete. Es finden sich
viele Inschriften in der sogenannten Keilschrift, beider statt der
Buchstaben allerlei Striche in verschiedener Stellung und Lage ange-
wandt sind. Man unterscheidet gegen 400 Zeichen; dieselben wurden
mit einem spitzen Instrument in feuchten Thon geritzt, den man dann
brannte. Nach ungeheuren Schwierigkeiten haben Gelehrte die Keil-
fchrift lesen und verstehen gelernt.
4. Geschichte. Von der berühmten Semiramis erzählt die
Sage: Sie wurde in ihrer Jugend ausgesetzt und von Tauben ernährt.
Durch ihre Klugheit eroberte sie Baktra und wurde deshalb die Gemahlin
des Königs N i n o s, der Ninive erbaute. Nach seinem Tode führte
sie die Regierung für ihren unmündigen Sohn Ninias. Sie eroberte
Babylon, erbaute die schwebenden Gärten, einen See zur Regulierung
der Euphratüberschwemmungen, die mächtigen Stadtmauern, Brücken
und Kanäle. Ihr Kriegszug nach Indien scheiterte gänzlich. Vom
Putztisch erhob sich einst das entschlossene Weib mit halbgeflochtenem
Haar bei der Nachricht von einem Aufstande, schwang sich aufs Roß, er-
griff die Lanze und gelobte, nicht eher die andere Hälfte des Haares zu
flechten, bis die Empörung gedämpft sei. Rasch siegte sie und kehrte an
den Putztisch zurück, um die unterbrochene Arbeit zu vollenden. Als
Taube flog sie zu den Göttern (1200). Ihre Nachfolger, dieDerketaden,
versanken in Schwäche und Schwelgerei. Der letzte wurde um 800 v. Chr.
gestürzt durch Beletaras, unter dessen Nachfolgern Neuassyrien
einen neuen Aufschwung nahm. Salmanassar eroberte Samaria
(722) und führte Israel in die assyrische Gefangenschaft. Sanherib
belagerte Jerusalem, verlor aber durch eine Pest sein Heer. Nabo-
polassar machteBabylonienunabhängig. Im Bunde mit Kyaxares
von Medien belagerte er Ninive. Der letzte assyrische König Sarak o s
(nach der Sage Sardanapal) verbrannte sich 606 v. Chr. mit seinen
Weibern und seinen Schätzen in seinem Palaste. Unter Nebukadnezar,
der Jerusalem zerstörte (586), wurde Babylonien ein Weltreich. Unter
Belsazar (Naboned) fiel es in die Hände der Perser.
Fragen: Von welchen Berührungen Israels mit Babylonien und Assyrien
erzählt die Bibel? — Wie unterscheiden sich Hieroglyphen-, Keil-und Buchstabe«-
schrist? — „Belsazar" von H. Heine.
4. Die Arier in der Urheimat, in Indien und in Iran.
1. Tie ältesten Kulturträger. Die älteste Kultur finden wir bei
hamitischen und mongolischen Völkern (Ägypter in Nordafrika,