Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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Handwerksmeister allsonntäglich zusammenkamen, um in Singschulen ihre 
Lieder vorzutragen. Regeln und Gesetze für ihre Dichtkunst waren in der 
Tabula tnr verzeichnet, und die Merk er waren die Preisrichter. 
Eine sonderbare Zunft bildeten die fahrenden Leute, deren Ur- 
sprung in Welschland (Italien und Frankreich) zu suchen ist. Das waren 
umherziehende Spielleute, Possenreißer, Gaukler, Seiltänzer, Wahrsager, 
Kurpfuscher und Händler; später gesellten sich Mönche und Schüler, Sol- 
daten und Zigeuner dazu. Bettelnd und stehlend zogen sie von Hof zu 
Hof, von Ort zu Ort und waren gleichsam die lebendigen Zeitungen jener 
Tage. Jahrmärkte und Kirchenfeste wurden durch sie belebt. Sie schlugen 
U9- Der Dom zu Speier. (Nach Dehio und v. Bezold) 
ihre Buden als Wunderärzte auf, priesen als „Marktschreier" ihre Mittel 
mit lauter Stimme, führten Schauspiele auf, tanzten auf dem Seil, zogen 
mit Dudelsack und Fiedel singend und erzählend in den Straßen umher, 
wahrsagten und erbettelten oder stahlen Speise, Trank und einen Zehr- 
Pfennig. Manches Volkslied über den Wein und das Wandern, der Liebe 
Lust und Leid, der Kriegstaten Ruhm und Fährlichkeit stammt von ihnen. 
Sie waren gefürchtet, denn mit giftiger Zunge sangen sie die Schande der 
„Kargen" und priefen die Freigebigkeit der „Milden". Siedelten sie sich 
irgendwo an, so wurde ihnen ein abgelegener Winkel zugewiesen. Sie 
galten als unehrlich (siehe § 46, 3 b am Ende).
	        
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