96 n. Zeitr. Das Mittelalter. Von 768 bis 1517.
Lübeck war das Haupt des ganzen Bundes, und übrigens nahmen sehr viele
Städte, besonders im nördlichen Deutschland, daran Theil, unter andern: Ham¬
burg, Bremen, Stade, Kiel, Wismar, Rostock, Stralsund, Stettin, Stargard,
Magdeburg, Braunschweig, Hildesheim, Hannover, Lüneburg, Osnabrück, Mün¬
ster, Coesfeld, Soest, Dortmund, Köln und mehrere andere.
Dieser Bund hat ein paar Jahrhunderte hindurch im größten Glanze be¬
standen und ist erst späterhin, als durch die Entdeckung Amerikas und des See¬
weges nach Ostindien der Handel eine ganz andere Richtung nahm, nach und
nach gesunken und endlich ganz zerfallen.
Kaiser aus verschiedenen Häusern. 1273—1437.
47. Rudolf von Habsburg. 1273—1291.
Als Richard von Cornwallis gestorben war und Alfons von Kastilien gar
nicht nach Deutschland kam, versammelten sich die deutschen Fürsten, um einen
andern Kaiser zu wählen. Zu mächtig wollten sie ihn nicht haben, damit er ihre
eigene Macht, die in der Zwischenzeit sehr gewachsen war, nicht wieder verkleinerte;
aber er sollte doch ein kräftiger Mann sein und der bösen Unordnung im Vater¬
lande steuern. — Der Erzbischof von Mainz lenkte die Wahl auf den Grafen
Rudolf von Habsburg; dieser hatte nur ein kleines Erbtheil im Elsaß und
in der Schweiz und konnte sich mit den mächtigen Reichsfürsten gar nicht messen,
aber er war ein tapferer, redlicher, und kluger Ritter und hatte sich durch rühm¬
liche Thaten die Achtung der Menschen zu erwerben gewußt. Wo es ein Un¬
recht zu bestrafen gab, da lieh Graf Rudolf gern seinen Arm, und es hatten
ihn große Städte, namentlich Straßburg am Rhein und Zürich in der Schweiz,
zu ihrem Schirmherrn erwählt. Schon sein äußeres Ansehen erweckte Zutrauen
und Achtung. Er war sehr groß, hatte ein blasses, ernstes Gesicht mit einer
großen Adlernase; aber wenn er redete, so lag Freundlichkeit und Redlichkeit in
seinen Mienen.
Der Erzbischof Werner von Mainz hatte ihn kennen gelernt, als er eine
Reife nach Rom machen mußte und der vielen Räubereien wegen nicht wagte,
den langen Weg allein zu ziehen. Da bat er den Grafen Rudolf um sicheres
Geleit von Straßburg an bis durch die Schweiz und das Alpengebirge. Rudolf
zog mit ihm und holte ihn auch auf der Rückreise wieder ab; und bei dieser
Gelegenheit erkannte der Erzbischof die vorzüglichen Eigenschaften dieses tapfern
und biedern Grasen. Als derselbe nun auf feinen Rath zum Kaiser gewählt
war, reifte der Burggraf von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern, der ein
Schwager Rudolfs war, zu ihm, es ihm anzukündigen. Er traf ihn eben bei
der Belageruug der Stadt Basel, welche einige von seinen Freunden ans ihren
Mauern vertrieben hatte. Rudolf konnte der Botschaft kaum Glauben beimessen,
so wenig hatte er an die deutsche Kaiserkrone gedacht, bis auch der Reichsmar¬
schall, Graf Pappenheim, ankam. Nun schickte er sogleich Botschaft in die
Stadt, kündigte ihr seine Erhebung an und bot ihr, weil ex nun der mächtigere
war, großmüthig den Frieden an. Dankbar nahmen ihn die Bürger an und
wünschten Rudolf Glück. Daraus reifte nach er Aachen und wurde feierlich
gekrönt. Als er nach der Krönung die Reichsfürsten mit ihren Ländern von