Maximilian i. Ü3
in Oberitalien das schöne Mailand mit seinem Gebiete, und in Unterhalten
das noch schönere Königreich Neapel. Das Volk aber, welches gern einem
jeden kriegslustigen Fürsten seinem tapfern Arm lieh, wenn er Sold und Beute
verhieß, die Schweizer, fochten in diesen Kämpfen bald auf der einen, bald auf
der andern, ja oft auf beiden Seiten und entschieden meistens den Sieg.
Zuerst suchte der französische König Karl VIII. die Ansprüche des Hauses
Anjou auf Neapel hervor und eroberte das Land durch einen schnellen Kriegszug
im I. 1495. Aber eben so schnell wurden die Franzosen mit Hülfe des Kaisers
und des spanischen Königs Ferdinand des Katholischen wieder vertrieben; und
zuletzt blieb das Land im Besitze der Spanier. Mailand, welches nach dem
alten Rechte des Reiches unter der Lehnsherrschaft des deutschen Kaisers staub,
reizte die Habsucht der französischen Könige ebenfalls. Karls VII. Nachfolger,
Ludwig XII., griff im I. 1500 die Stadt an, indem alte Familienverträge
mit dem Hause Visconti den Schein des Rechtes leihen mußten, eroberte sie
und ließ den unglücklichen Herzog Ludwig Moro nach zehnjähriger Gefangenschaft
sein Leben im Kerker endigen. Zwar wurden die Franzosen im Jahre 1513
mit Hülfe der Schweizer ans Mailand, ja aus ganz Italien vertrieben, allein
schon im Jahre 1515 kamen sie unter ihrem neuen kriegslustigen Könige, Franz
I., wieder, schlugen die bis dahin unbesiegten Schweizer in einer zweitägigen
blutigen Schlacht bei Marignano, welche den Namen des jungen Königs in
ganz Europa berühmt machte, und bemächtigten sich Mailands von neuem.
Die mächtigste Stadt in Oberitalien war damals Venedig, berühmt und
reich durch den ausgedehntesten Handel aus dem mittelländischen Meere, durch Be¬
sitzungen auf den Inseln und Küsten desselben, und durch ausgebreitete Herrschaft
in Italien selbst. Der Uebermnth der reichen Republik hatte ihr die Eifersucht
der Fürsten zugezogen. Im I. 1508 schlossen der Kaiser Maximilian, der krie¬
gerische Papst Julius II., und die Könige von Frankreich und Spanien einen
Bund gegen Venedig, den man die Ligue von Cambray nannte. Die Macht
der größten Reiche Europas schien den Staat der reichen Kaufleute gänzlich er¬
drücken zu müssen. Aber diese wußten ihr Geld und ihre Klugheit so geschickt
zu gebrauchen, daß sie die Verbündeten durch Versprechungen, die sie dem einen,
durch kleine Vortheile, die sie dem andern gewährten, bald wieder trennten. Der
große Bund löste sich auf, ja die bisherigen Freunde wurden zu Feinden
unter einander, und die stolze Republik Venedig ging unverletzt aus der Gefahr
hervor. ’
Hätte in Deutschland die rechte Einigkeit geherrscht, so hätten die Fremden
nicht so in Italien schalten können; allein die innere Unordnung und die langen
Fehden hatten Deutschland geschwächt, und überdies waren die deutschen Fürsten
mehr auf ihren Vortheil als auf die Ehre des Reiches bedacht. Auf den Reichs-
tagen erschienen sie nicht mehr selbst, sondern schickten Gesandte, und daher gingen
nicht nur die Geschäfte sehr langsam, sondern auch die alte Herzlichkeit verschwand
immer mehr, welche früher noch oft einen großen Entschluß zur Reife gebracht
hatte^ wenn Kaiser und Fürsten selbst zusammen kamen und von Angesicht zu
Angejicht mit einander verhandelten. Die Gesandten dagegen wechselten kalte
Worte oder lange schriftliche Erklärungen mit einander und setzten ihr Verdienst
darin, wenn sie bewirken konnten, daß ihr Land wenig zu den Lasten des Reiches
beizutragen brauchte. — Maximilian wollte wenigstens dadurch Deutschland wieder
stark machen, daß er dem Faust recht ein Ende machte und die Herrschaft bet