Die Teutonen werden geschlagen. »
wo die Feinde ihn nicht angreifen konnten. In der alten Zeit, da man noch
keine Feuergewehre hatte, war es ein großer Vortheil, wenn man höher stand
als der Feind. Unsere Kugeln fliegen auch recht gut eine Höhe hinan: die Lan¬
zen aber, die mit der Hand geworfen und die Pfeile, die mit dem Bogen geschossen
wurden, hatten viel größere Kraft, wenn sie von der Höhe herab kamen. Dazu
wurde ein römisches Lager mit sehr vieler Sorgfalt mit tiefen und breiten Grä¬
ben, Erdwällen und Schanzpfühlen, angelegt und jeder Soldat mußte auf dem
Marsche eine Schaufel, oder Hacke, oder einen Schanzpfahl mit sich tragen, damit
an dem Lagerorte in wenig Stunden eine feste Verschanzuug rund um das Heer
gezogen werden konnte.
In den Gegenden bei der jetzigen Stadt Aix (Aquä Sextiä) im südlichen
Frankreich mußte Marius das Lager an einem sehr trockenen Ort nehmen, weil
die Teutonen sich unten am Flusse gelagert hatten, und seine Soldaten verschmach¬
teten bei der saueren Schanzarbeit fast vor Durst. Auf ihre Klagen antwortete
Marius lächelnd: „da unten ist ein Trunk Waffer für Blut zu kaufen." —-
„Nun, so laß uns hin," riefen die Soldaten, „so lange unser Blut in den
Adern noch flüssig ist." Allein kurz und bestimmt befahl der Feldherr, die Schanz¬
arbeit müsse erst fertig sein, und die Soldaten wagten nicht, den Platz zu ver¬
lassen oder auch weiter zu murren. Aber einige Troßknechte hatten sich doch an den
Fluß gestohlen, um für ihr Lastvieh Waffer zu schöpfen; da trafen sie auf Feinde,
die sich mit Baden ergötzten; es waren Ambronen, die gerade an dieser Seite
ihr Lager hatten. Es kam zum Handgemenge, jeder Theil rief die Seinigen zu
Hülse, von beiden Seiten eilten Schaaren herbei und die Verfchanzung der Römer
blieb unvollendet liegen. Doch hatten sie die llpJWgc^ ««b uicOai ule Ambrv-
nen in ihr Lagsr zurück, iuo inoetz die Weiber wüthend mit Beilen und andern
Waffen auf die Römer loshieben. Diese verfolgten ihren Sieg auch nicht weiter,
weil die Teutonen in hellen Haufen ihren Genossen zu Hülfe kamen, sondern
zogen in ihr halbfertiges Lager zurück.
Ihr Glück an diesem Abend war der Vorbote eines großem Sieges. Zwar
standen sie noch eine angstvolle Nacht ans: denn aus dem Lager der Deutschen
scholl ein so schreckliches Geheul und Geschrei, wahrscheinlich eine Todtenklage über
die Gefallenen, zu ihnen herauf, daß sie nicht anders dachten, als der ganze
Haufe werde nun sogleich gegen ihr noch unbewehrtes Lager heranstürmen. Aber
bie Teutonen kamen nicht, und Marius hatte nun endlich das Herz gefaßt, sie
in offener Feldschlacht zu bekämpfen. Er schickte noch in der Nacht einen feine.
Anführer, Marcellus, mit 3000 Mann auf einem Umwege den Feinden in den
Rücken und er selbst stellte am Morgen sein Heer auf den Hügeln in Schlachtord¬
nung. Voller Freude, daß die feigen Römer endlich Stand hielten, stürmten die
Teutonen und Ambronen im Lause die Hügel heraus. Aber ihr Eifer war ihr Unglück.
Außer Athem und ohne geschlossene Ordnung kamen sie oben an und konnten die
festen Reihen der Römer nicht durchbrechen. Nach vergeblicher Anstrengung mußten
sie die Hügel hinunter zurückweichen; bie Römer hinter ihnen her, und zu gleicher
Zeit bie 3000 aus bem Walbe hervor in ihren Rücken; ba kam Flucht unb
Unorbnung unter sie; es war ein fürchterliches Gemetzel; fast bas ganze Heer ber
Teutonen würbe erschlagen, unb ihr Herzog Teutobob, ein Mann, ber wie ein
Riese über alle hervorragte unb babei so gewanbt, baß er über sechs neben ein-
anber gestellte Pferde wegspringen konnte, würbe auf ber Flucht in entern Walbe
gefangen. Marius hob ihn unb anbete gefangene Fürsten bazu auf, baß sie