Karl Y. legt die Regierung nieder und stirbt. 1558, 13Ü
allgemein betrauert von der evangelischen Partei, welche er den Religionsfneden
erkämpft hatte. — Albrecht wollte nachher noch einmal Banden werben, aber
zum Glück für Deutschland starb er 1556.
64. Karl V. legt die Regierung nieder und stirbt. 1558.
In Kaiser Karls Seele war unterdeß ein außerordentlicher Entschluß reif
geworden. Die großen Entwürfe, denen er sein Leben gewidmet hatte, waren
vereitelt. Er hatte Frankreich demüthigen wollen; allein in dem letzten Kriege
mußte er leider erkennen, daß die Macht dieses ehr- und ländersüchtigen Volkes
immer höher stieg und dereinst für Europas Ruhe gefährlich werden würde. Er
selbst beherrschte halb Europa und hatte dieses Volk doch nicht niederhalten kön¬
nen. Die Erbfeinde der Christenheit, die Türken, auf das kräftigste niederzu¬
werfen, war ein anderes Hauptziel seiner Wünsche gewesen; allein er sah ihre
Macht eher wachsen als abnehmen, und war froh, daß sie Ungarn und Oestreich
nicht noch heftiger angriffen. Die Kirchentrennung endlich, die ihn bitter schmerzte
und die er mehr als dreißig Jahre hindurch durch alle Mittel, durch Güte und
Ernst, durch Worte und Gewalt, zu verhindern gesucht hatte, war endlich unheil¬
bar geworden und durch den Religionsfrieden nun förmlich anerkannt. — Zu
allem diesen plagte ihn in den letzten Jahren immer heftiger sein kränklicher
Körper und machte ihm die Lasten der Regierung ganz unerträglich. Daher be¬
schloß er endlich die Regierung ganz niederzulegen und die letzten Jahre seines
Lebens in völliger Abgeschiedenheit von der Welt der Vorbereitung zum Tode zu
widmen. Im Herbst 1555 übergab er seinem Sohne Philipp zu Brüffel feier¬
lich die Regierung der Niederlande. Er hielt dabei eine so rührende Rede, daß
die ganze Versammlung zu Thränen bewegt wurde. „Seine Regierung sei, sagte
er, von seinem 17. Jahre an eine stete Pilgerschaft gewesen; neunmal habe er
Deutschland, sechsmal Spanien, siebenmal Italien, viermal Frankreich und zehn¬
mal die Niederlande besucht; zweimal sei er in England, eben so oft in Afrika
gewesen und habe überhaupt elf Seereifeu gemacht. Jetzt ermahne ihn sein hin¬
fälliger Körper, sich aus dem Gewühl der irdischen Geschäfte zu entfernen und
ihre Last auf jüngere Schultern zu legen. Habe er während so vieler Anstren¬
gungen etwas versäumt oder nicht recht gemacht, so bitte er alle, die dadurch
gekränkt worden, recht herzlich um Verzeihung." Dann ermahnte er seinen Sohn
Philipp, der vor ihm kniete, mit den rührendsten Worten zu einer gerechten und
ruhmwürdigcn Regierung. Zuletzt sank er athernlos in den Seffel zurück. Im
folgenden Jahre 1556 trat er eben so feierlich die Regierung von Spanien
nebst den dazu gehörigen amerikanischen Besitzungen an seinen Sohn und die
des deutschen Reiches an seinen Bruder Ferdinand ab und am 17. September
schiffte er sich nach Spanien ein. Hier begab er sich ganz allein, ohne auch
nur eine seiner Schwestern mit sich zu nehmen, in eine kleine Wohnung bei dem
Hieronymitenkloster St. Juste in Estremadura und lebte hier noch zwei einsame
Jahre, indem er seine Stunden zwischen Andachtsübungen und Beschäftigungen
seiner Hände theilte. Er bebaute seinen Garten und verfertigte Uhren und an¬
dere künstliche Werke. Den Tod wünschte er sich als einen Freund herbei, und
dieser erlöste ihn auch am 21. Sept. 1558, im 56. Jahre seines Alters, von.
den Feffeln seines Leibes.