Die Sueven. 1»
gefsen und sein größtes Glück in der Freiheit und Ehre des Bundes suchen; und
dieser Geist machte den suevischen Bund in der ältesten Zeit zu dem mächtigsten in
ganz Deutschland. „Die unsterblichen Götter selbst könnten es mit den Sueven
nicht aufnehmen" — so sprachen die Usipeter und Tenchterer, zwei westfä¬
lische Völkerschaften, die von den Sueven verdrängt waren, einst zu den Römern.
5. Ariovist und Cäsar. 58 vor Chr. Geb.
Bei diesen Sueven war um das Jahr 70 vor Chr. Geb. ein mächtiger und
berühmter Herzog, Ariovist, der zwischen der Donau und dem Neckar im jetzigen
Schwaben wohnte. Besonders hatte er ein großes Waffengefolge um sich ver¬
sammelt, womit er schon in manchem Streite den Ausschlag gegeben hatte. Sein
Ruf hatte sich auch nach Gallien oder dem jetzigen Frankreich verbreitet, und
ein dortiges Volk, die Sequauer, riefen ihn daher gegen ihre Feinde, die Aeduer,
zu Hülfe. Er ließ sich nicht lange einladen, ging über den Rhein, verschaffte den
Sequanern auf der Stelle den Sieg, aber anstatt nun wieder nach Hause zurückzu¬
kehren, blieb er da und behielt das beste Stück Landes als seine Eroberung. Da
der Ruf des schönen Landes nach Deutschland kam, sammelten sich immer mehrere
Sueven zu ihm, und bald hatte er mehr als 100,000 streitbare Männer um
sich. Dm Galliern gefiel das übel; sie versuchten, die Gäste durch Gewalt der
Waffen zu vertteiben, aBcr Ariovist schlug sie aufs Haupt und behielt das Land.
Nach einiger Zeit kam von der anderen Seite, über die Alpen her, ein an¬
derer Heerführer angezogen, der noch größere Plane im Sinne hatte; das war
der römische Feldherr Julius Cäsar. Diesem Manne war von Jugend auf
der Sinn auf großen Ruhm und außerordentliche Kriegsthaten gerichtet gewesen;
er suchte Gefahren, um sich einen Namen zu machen und sich ein ganz ergebenes
und gehorsames Kriegsheer zu bilden. Denn in einem langen Kriege, weit von
Italien, konnte er die Soldaten ganz an sich gewöhnen, daß sie ihm allein anhin¬
gen und ihn am Ende wohl gar zum Herrn des römischen Reiches machten. Zu
einem solchen Kriege schien ihm das Land Gallien recht geeignet. Dasselbe war
unter viele einzelne Völkerschaften vertheilt, die bald Freund bald Feind unter ein¬
ander waren und von ihrer alten Tapferkeit fchon viel verloren hatten. Plötzlich
erschien daher Cäsar mit einem römischen Heere im Lande an der Rhone, nach¬
dem er die Helvetier schon in einer blutigen Schlacht besiegt hatte.
Den Galliern, welche seine Absicht noch nicht kannten und für jetzt nichts
dringenderes im Sinne hatten, als von Ariovist erlöst zu werden, kam er ganz
erwünscht; sie baten ihn inständigst, sie doch von den Deutschen zu befreien. Diese
Einladung gesiel Cäsar, er rückte am Juragebirge herauf und forderte von Arto-
inst, er solle nun feine Deutsche mehr über den Rhein kommen lassen und die
gallischen Volker durchaus nicht mehr beunruhigen. Ariovist antwortete ganz ruhig:
„Er hätte die Gallier besiegt und wüßte eben so gut, als die Römer, wie man
den Sieg benutzen müsse. Die Waffen hätten ihm fein Recht gegeben, und wenn
(Säsar das etwa bezweifele und die Gewalt deutscher Waffen versuchen wolle,
so werde er erfahren, ob er und seine Waffenbrüder, die nun seit 14 Jahren
unter kein Dach gekommen wären, dieselben zu führen wüßten."
Cäsar ließ sich dadurch nicht irre machen, sondern rückte auf ihn los; sein