Full text: Kurze Darstellung der deutschen Geschichte

Rom und das Abendland fallen unter deutsche Herrschaft. 176. 3S 
lich über den Haufen werfen. Es bestand blos noch aus Italien und dem 
Lande zwischen dem Alpengebirge und der Donau, also Oestreich, Tyrol, und 
einem Theile von Baiern und Schwaben. In diesen Gegenden wohnten damals 
kleine deutsche Völkerschaften, die ursprünglich in Pommern und weiterhin an der 
Ostsee gewohnt hatten, die Heruler, Rugier, Sciren und Turcilinger. 
Diese leisteten den Römern als Söldner Kriegsdienste; dabei lernten sie aber 
die Schwäche der römischen Herrschaft kennen, und um das Jahr 476 stieß ihr 
Anführer O doaker, ein kühner und kräftiger Mann, den letzten römischen Kai¬ 
ser Romulus Augustulus, der noch ein Knabe war, vom Throne, nachdem 
ihm die Bitte um Landbesitz in Italien abgeschlagen worden war. 
So war der römischen Herrschaft im Abendlande auf immer ein Ende 
gemacht. Aber damit waren die Veränderungen, welche durch die große Völker¬ 
wanderung hervorgebracht sind, noch nicht zu Ende, sondern es dauerte noch 
eine geraume Zeit, ehe ein fester und dauerhafter Zustand der Völker in Europa 
zu Stande kam und die Staaten sich bildeten, die wir noch zum Theil darin 
finden. 
Odoaker blieb nicht lange im Besitz von Italien, sondern: 
2. Der König der Ostgothen, Theodorich, nahm ihm schon im 
Jahre 493 das ganze Land wieder ab und stiftete dort das ostgothische 
Reich, welches auch nur 60 Jahre in Italien bestanden hat. Die Ostgothen 
nämlich, die nach Attilas Tode von der hunnischen Herrschaft wieder frei ge¬ 
worden waren, fühlten ebenfalls den Trieb nach großen Unternehmungen 
und neuen Wohnsitzen, der damals alle deutsche Völker beseelte; sie brachen 
490 'aus ihren Wohnsitzen an der Donau auf, gingen über die Alpen und 
besiegten den König Odoaker mit seinen kleinen Volkshaufen bald. Ihre Herr¬ 
schaft ging nun über ganz Italien und über das südliche Deutschland bis an 
die Donau. 
Theodorich war ein kluger und guter König, der den Frieden mehr 
liebte, als den Krieg. Da er sein Volk einmal im Besitze eines schönen Landes 
sah, gab er alle Gedanken an fernere Eroberungen auf und wandte die übrigen 
30 Jahre seiner Regierung einzig dazu an, gute Gesetze zu geben und seine 
Völker, die überwundenen Römer sowohl als seine Gothen, glücklich zu machen. 
Ackerbau, Gewerbe und alle Künste beförderte er aufs eifrigste und brachte es 
dahin, daß Italien, welches durch die schlechte Regierung der römischen Kaiser 
ganz verödet war, unter ihm wieder ansblühete und viele verfallene Städte und 
Dörfer wieder aufgebaut wurden. 
Aber das Glück dauerte nicht lange. Nach seinem Tode, im Jahr 526, 
verfiel das ostgothische Reich auch nach und nach wieder, weil seine Nachfolger 
nicht so gut zu regieren verstanden, als er. Dazu kamen sie in Krieg mit den 
Kaisern in Konstantinopel, — denn dieser östliche Theil des römischen Reiches 
bestand noch; — und der Kaiser Just inian, derselbe, welcher die alten römi¬ 
schen Gesetze in große Bücher hat sammeln lassen, machte der ostgothischen Herr¬ 
schaft in Italien durch seine Feldherrn Belisar und Narses 553 ganz und 
gar ein Ende. Das ganze Volk ging in dem anhaltenden Kriege zu Grunde 
und Rom wurde durch wiederholte Belagerungen seines alten Glanzes nun gänz¬ 
lich beraubt. 
3. Die Langobarden in Italien, 568. Die Kaiser von Konstan¬ 
tinopel, die man auch die griechischen Kaiser nennt, behielten nicht ganz Italien, 
3
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.