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Witz, wo die Schweden am Morgen gerastet hatten, ungefähr auf
dem halben Wege zwischen Rathenow und Nauen. Hier gönnte der
Kurfürst seinem Heere einige Stunden der Ruhe, soweit solche bei
dem unaufhörlich fallenden Regen möglich war. Er blieb in seinem
Wagen, das Gefolge legte sich bei demselben nieder. Die Pferde
wurden nicht abgesattelt.
In der Morgendämmerung des 17./27. Juni begann der Marsch
von neuem. Die Straße, welche die Feinde Tags vorher gezogen, war
mit allerlei Kriegsgerät und gefallenen Pferden bedeckt; man konnte
merken, wie eilig es die Schweden gehabt hatten. Die Brandenburger
fetzten sich, da sie diese Zeichen der Verwirrung sahen, in Trab. Nach
einer Stunde hatten sie die Stelle erreicht, wo der Weg sich durch die
Niederung zwischen dem Riewendt- und Bähnitz-See zieht. An dem
Bache, welcher die Seeen verband, lag die Klinker Mühle. Durch
die Niederung führte ein Damm bis zum Dorfe Gohlitz. Diesen
Paß hatte die schwedische Nachhut während der Nacht besetzt gehalten
und an der Nordspitze des Riewendt-Sees (er ist der südliche der
beiden Seeen) eine Schanze errichtet und mit Kanonen armiert. Als
der Vortrab der Brandenburger unter General Lüdecke hier eintraf,
hotten die Feinde die Stellung bereits geräumt, die Klinker Mühle
in Brand gesteckt, die über den Bach führende Brücke abgebrochen
und die Geschütze der Redoute in den See gestürzt. Lüdecke jagte
der schwedischen Arrieregarde nach, holte sie beim Dorfe Gohlitz ein
und warf sie nach kurzem Gefechte. Er verfolgte sie dann bis
Nauen; der Kurfürst führte das Gros der Reiterei im Trabe nach,
immer noch in der Hoffnung, die schwedische Hauptmacht selbst ein¬
holen zu können. Aber Lüdecke kam vor Nauen an, gerade als diese die
Stadt passiert hatte und über den dahinter liegenden Damm davon¬
zog. Nur ihre Nachhut hielt Nauen besetzt, hatte alle Zugänge der
Stadt verbarrikadiert und empfing die Brandenburger mit lebhaftem
Feuer.
Lüdecke ließ den Kurfürsten um Dragoner bitten, die zu Fuße
angreifen sollten. Aber noch ehe diese und das gleichzeitig vorgeschickte
Geschütz eintrafen, hatten auch die letzten schwedischen Truppen bereits
Nauen verlassen und flüchteten über den Damm. Einige wurden
durch Lüdeckes Reiter jenseit der Stadt eingeholt und niedergehauen.
Weit konnten die Brandenburger nicht vordringen, weil eine Brücke
im Damm von den Schweden abgebrochen war. Am Ende desselben,
ans dem dort beginnenden Plateau, hatten die Feinde Geschütze auf¬
gestellt, deren Feuer den Brandenburgern bedeutenden Schaden zufügte.
Der Damm war dazu so schmal, daß nur 3 Reiter neben einander
Platz hatten, und das Moor aus beiden Seiten tief und weich und
völlig ungangbar. Derfflinger ließ aus einigen Geschützen das
feindliche Feuer erwidern und nicht ganz ohne Erfolg. Die Branden¬
burger hätten trotzdem das Desilee ohne ganz erhebliche Verluste
nicht forcieren können. Der Kurfürst erkannte das Bedenkliche der
Sache und zögerte deshalb mit dem Angriffe; nur die Damm¬
brücke wurde wieder hergestellt. Die Armee lagerte sich bei der