Full text: Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten (Bd. 1)

— 150 — 
Witz, wo die Schweden am Morgen gerastet hatten, ungefähr auf 
dem halben Wege zwischen Rathenow und Nauen. Hier gönnte der 
Kurfürst seinem Heere einige Stunden der Ruhe, soweit solche bei 
dem unaufhörlich fallenden Regen möglich war. Er blieb in seinem 
Wagen, das Gefolge legte sich bei demselben nieder. Die Pferde 
wurden nicht abgesattelt. 
In der Morgendämmerung des 17./27. Juni begann der Marsch 
von neuem. Die Straße, welche die Feinde Tags vorher gezogen, war 
mit allerlei Kriegsgerät und gefallenen Pferden bedeckt; man konnte 
merken, wie eilig es die Schweden gehabt hatten. Die Brandenburger 
fetzten sich, da sie diese Zeichen der Verwirrung sahen, in Trab. Nach 
einer Stunde hatten sie die Stelle erreicht, wo der Weg sich durch die 
Niederung zwischen dem Riewendt- und Bähnitz-See zieht. An dem 
Bache, welcher die Seeen verband, lag die Klinker Mühle. Durch 
die Niederung führte ein Damm bis zum Dorfe Gohlitz. Diesen 
Paß hatte die schwedische Nachhut während der Nacht besetzt gehalten 
und an der Nordspitze des Riewendt-Sees (er ist der südliche der 
beiden Seeen) eine Schanze errichtet und mit Kanonen armiert. Als 
der Vortrab der Brandenburger unter General Lüdecke hier eintraf, 
hotten die Feinde die Stellung bereits geräumt, die Klinker Mühle 
in Brand gesteckt, die über den Bach führende Brücke abgebrochen 
und die Geschütze der Redoute in den See gestürzt. Lüdecke jagte 
der schwedischen Arrieregarde nach, holte sie beim Dorfe Gohlitz ein 
und warf sie nach kurzem Gefechte. Er verfolgte sie dann bis 
Nauen; der Kurfürst führte das Gros der Reiterei im Trabe nach, 
immer noch in der Hoffnung, die schwedische Hauptmacht selbst ein¬ 
holen zu können. Aber Lüdecke kam vor Nauen an, gerade als diese die 
Stadt passiert hatte und über den dahinter liegenden Damm davon¬ 
zog. Nur ihre Nachhut hielt Nauen besetzt, hatte alle Zugänge der 
Stadt verbarrikadiert und empfing die Brandenburger mit lebhaftem 
Feuer. 
Lüdecke ließ den Kurfürsten um Dragoner bitten, die zu Fuße 
angreifen sollten. Aber noch ehe diese und das gleichzeitig vorgeschickte 
Geschütz eintrafen, hatten auch die letzten schwedischen Truppen bereits 
Nauen verlassen und flüchteten über den Damm. Einige wurden 
durch Lüdeckes Reiter jenseit der Stadt eingeholt und niedergehauen. 
Weit konnten die Brandenburger nicht vordringen, weil eine Brücke 
im Damm von den Schweden abgebrochen war. Am Ende desselben, 
ans dem dort beginnenden Plateau, hatten die Feinde Geschütze auf¬ 
gestellt, deren Feuer den Brandenburgern bedeutenden Schaden zufügte. 
Der Damm war dazu so schmal, daß nur 3 Reiter neben einander 
Platz hatten, und das Moor aus beiden Seiten tief und weich und 
völlig ungangbar. Derfflinger ließ aus einigen Geschützen das 
feindliche Feuer erwidern und nicht ganz ohne Erfolg. Die Branden¬ 
burger hätten trotzdem das Desilee ohne ganz erhebliche Verluste 
nicht forcieren können. Der Kurfürst erkannte das Bedenkliche der 
Sache und zögerte deshalb mit dem Angriffe; nur die Damm¬ 
brücke wurde wieder hergestellt. Die Armee lagerte sich bei der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.