Die Kreuzzüge u. die Gründung der geistl. Ritterorden. 15
Werk zu danken. — Hierauf wurde Gottfried von Bouillion zum Könige von Jeru¬
salem gewählt. Aber der bescheidene Held weigerte sich, da die Königskrone zu tra-
qen wo sein Herr und Heiland unter der Dornenkrone geblutet. Er verschmähte die
äußere Auszeichnung und nannte sich „Beschützer des H. Grabes." Aber schon im
folgenden Jahre erlag Gottfried dem ungewohnten Klima und den heftigen Anstren¬
gungen. Sein Bruder Balduin (Balduöngh) nahm nach ihm den Königstitel an.
4. Das Königreich Jerusalem hatte viele harte Kämpfe zu bestehen. Das fel¬
sige, zerklüftete Land mit der Wüste umher war bei dem ungestümen Andrang der
Feinde und der Zwietracht und Unfolgsamkeit der Kreuzbrüder nicht minder schwer
zu behaupten als zu gewinnen. Es gerieth deshalb zu wiederholten Malen in
die härteste Bedrängniß. Da wurden alsdann neue Kreuzzüge veranstaltet, die
aber nur vorübergehend die Herrschaft über Palästina sicherten. Bald nach dem
. siebenten und letzten Kreuzzuge fiel das Land dauernd den Türken zu. Aber den-1291.
noch waren diese Züge für die Entwicklung der europäischen Menschheit von großer
Wichtigkeit. 1) Die geistige Ausbildung wurde durch sie gefördert; 2) sie legten
den Grund zu einem freien Bauernstand, da viele Leibeigene durch sie zur Frei¬
heit gelangten; 3) sie vergrößerten das Ansehen und bie Macht der Geistlichkeit;
4) sie veredelten das Ritterwesen, indem sie ein höheres Thatenziel aufstellten und
'Veranlassung wurden zur Gründung von Ritterorden, die als Muster des
; Ritterthums gelten und alle Rittertugenden in sich vereinigen sollten.
5. Die in Jerusalem gegründeten Ritterorden waren ber Johanniterorden,
der Orden der Tempelherren und der Orden der Deutschherren. Außer den brei
Mönchsgelübben: Keuschheit, Armuth unb Gehorsam legten sie noch ein viertes:
Kampf gegen bie Ungläubigen unb Befchützung ber Pilger, ab.
a) Der I ohanniterorben. Kaufleute aus Unteritalien (Amalsi) stif-
: leten 1048 zu Jerusalem ein Kloster zur Pflege kranker unb hilfsloser Pilger, ms.
Nach Eroberung ber Stabt burch Gottsrieb von Bouillon entstaub neben biesent
Kloster noch ein Hospital, welches sich namentlich bie Pflege kranker unb verwun¬
deter Kreuzfahrer zur Aufgabe machte. Schutzpatron biefer Stiftung war Johan¬
nes ber Täufer, baher ber Name (Johanniter). Sie trugen einen schwarzen Man¬
tel mit weißem Kreuz unb theilten sich in brei Klassen: 1. Geistliche, betten bie
Besorgung des Religionsdienstes oblag; 2. Ritter; sie hatten die Pilger gegen die
Ungläubigen zu schützen; 3. dienende Brüder, denen die Wartung ber
Kranken zufiel. Nach bem Verlust bes h. Landes ging der Orden nach Rhobus
unb erhielt später (nach ber Eroberung dieser Insel durch die Türken) von
Kaiser Karl V. die Insel Malta angewiesen (1522).
b Die Tempelherren entstanden 1118 und führten ihren Namen nach ms.
dem in der Nähe des ehemaligen salomonischen Tempels in Jerusalem stehenden
Ordenshause. Ihre Ordenstracht — weißer Mantel mit rothem Kreuz — deutete
auf ihre kriegerische Beschäftigung, bereit Zweck bie Vertheibigung bes heil. Lan-
' bes gegen bie Ungläubigen war. Nach bem Verlust ihrer Besitzungen in Palästina
gingen bie meisten Mitglieber nach Frankreich. Das Gerücht, ber Orben führe ein
unheiliges, weltliches Leben, warb bem habsüchtigen König Philipp IV. Veranlas¬
sung, ben Orben mit Einwilligung bes Papstes aufzuheben unb bie reichen Güter
desselben einzuziehen (1312).
c) Auch ber Orden der Deutschherren entstand zur Zeit der Kreuz¬
züge. Er wurde 1190 von Friedrich von Schwaben gegründet. Die Mit-1190.
glieber mußten Deutsche sein und trugen einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuz.
Dieser Orden ist besonders für Preußen wichtig geworden (siehe Th. II. 8 ? •)•