26 Blicke in die mittelalterliche Cultur. ‘
man bald bleierne, dann zinnene und als nun noch die Presse erfunden wurde,
errichtete er in Gemeinschaft mit dem reichen Goldschmied Fust (Faust) und dem
1440. Bücherabschreiber Peter Schöffer um 1440 die erste Druckerei in Mainz.
Bon nun an schritt die Kunst rasch vorwärts und man war imstande, ganze
Werke zu drucken. Das erste war eine lat. Bibel in drei Bänden; bald wurden
auch andere Werke gedruckt. Der edle Erfinder aber genoß nicht lange die Frucht
seines rastlosen Schaffens. Faust, der ihm 2020 Goldgulden vorgestreckt, nahm,
als ihm Guttenberg die zurückgeforderte Summe nicht zahlen konnte, die ganze
Druckerei nebst sämmtlichen Vorräthen in Pfand. Da gab ihm ein anderer edler
Bürger Geld zur Errichtung einer neuen Druckerei.
Anfangs wurde die Kunst sehr geheim gehalten und von vielen, namentlich
den Mönchen, für ein Werk des Teufels angesehen. Sie war aber eigentlich ein
Werk Gottes, indem nun auch den Armen das Anschaffen von Büchern ermöglicht
war; dazu war sie ein äußerst wirksames Mittel zur schnellen Verbreitung der
bald darauf eintretenden Reformation.
8. Die Entdeckung des Leeweges nach Ostindien. Nachdem
(um 1300) der Compaß (von Flavio Gioja?) erfunden, war es möglich, die
Schifffahrt, die bisher nur Küsten fahrt gewesen und auf das Mittelmeer beschränkt
war, über den Ocean auszudehnen. Die Portugiesen unternahmen zuerst ge¬
wagtere Seereisen und beabsichtigten, von Portugal aus südlich um Afrika nach
dem vielgepriesenen Indien zu schiffen. Da die ersten Versuche gelangen, wagte
man sich bald weiter vor, bis man über die Mündung des Senegal hinauskam
und das grüne Vorgebirge entdeckte. Ja auch der Acquator wurde bald überschrit¬
ten und 1486 umsegelte Bartholomäus Diza die Südfpihe Afrika's (Vor¬
gebirge der Stürme — Cap der guten Hoffnung). Zwölf Jahre später
1498. (1498) landete der kühne Seeheld Vasco de Gaina, der von Asrika's Ostküste
aus den indischen Ocean quer durchschnitt, an der Küste von Malabar und fuhr
in den Hafen von Calicut ein. Bald entstanden in dem glücklich aufgefundenen
Indien europäische Handelsniederlassungen.
(Um dieselbe Zeit, 1500, wurde auch Brasilien durch Cabral entdeckt.)
9. Die Entdeckung von Amerika. Die portugiesischen Unternehmun¬
gen hatten eine wahre Entdeckungswuth hervorgerufen. Der kühne Genuese
Christoph Columbns faßte den Plan, auf einer stets nach Westen gerichteten
Fahrt einen neuen Seeweg nach Ostindien aufzusuchen. Nachdem er an mehreren
Höfen vergeblich um Unterstützung gebeten, ging er nach Spanien, wo ihm die
Königin Jfabella (v. Castilien) endlich drei kleine Schiffe ausrüsten ließ. Mit
diesen verließ er 1492 den Seehasen Palos (i. Andalusien) und segelte an den
canarischen Inseln vorbei immer nach Westen. Die mit der Entfernung wachsende
Ungeduld der Bemannung, die zuletzt zu offener Empörunq sich steigerte, wußte er
E. mit Sanftmuth zu überwinden, bis man am 12. Oktober (1492) auf Guana-
hant landete. Columbus nannte die schöne, fruchtbare und baumreiche Insel
San Salvador und nahm im Namen der Krone Spaniens feierlich Besitz von
dem Lande. Als Columbus nun auch noch Cuba, H a p t i u. a. Inseln entdeckt,
kehrte er zurück und überbrachte dem erstaunten Europa die Kunde von der fernen
Wunderwelt. Die Ansicht, daß die aufgefundenen Inseln zu Asien gehörten und
einen Theil Indiens ausmachten, führte zu der fälschlichen Benennung „West¬
indien".