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Kassel, die Hauptstadt der Provinz Hessen-Nassau und ehemalige 
Residenz der Kurfürsten von Hessen-Kassel, liegt anmutig im Becken 
der Fulda, eine Stunde davon entfernt das Lustschloß Wilhelms- 
höhe mit schönen Parkanlagen und Wasserkünsten, bekannt als die 
Residenz des Königs Jerome, des Bruders Napoleons I., in dem von 
diesem begründeten Vasallen-Königreich Westfalen (1806—1813), des 
Königs „Immer lnstik", wie der ausschweifende Fürst nach seinem 
Lieblingsworte von den Deutschen spottweise genannt wurde, nicht 
weniger bekannt als der „gnadenreiche Kerker" des Kaisers Napo- 
leons III. nach seiner Gefangennehmung bei Sedan (1870). Wir 
statten in dem Regierungsbezirk Kassel wenigstens einen flüchtigen Be- 
such der alten Bischofsstadt Fulda und dem Grabe des heiligen 
Bonifatius, des Apostels der Deutschen, daselbst, sowie der Kaiserpfalz 
des Hohenstaufenkaisers Friedrichs I. Rotbart zu Gelnhausen ab. 
Der Hauptreichtum des Landes besteht in seinen bedeutenden Waldungen. 
Die Industrie erzeugt Eisen- und Stahlwaren in Schmalkalden und 
Umgegend, Gold- und Silberwaren zu Hanau. 
Die Provinz hat einen Flächeninhalt von 15 687 qkm mit 
1 664 000 Einwohnern (106 auf 1 qkm). Der Hauptstamm der hes¬ 
sischen Bevölkerung ist der fränkische (chattische), welcher jedoch in dem 
nördlichen Teile der Provinz bereits mit dem niedersächsischen, im 
Werrathale mit dem thüringischen Stamme in Verbindung tritt. 
19. Franken, Thüringer, Sachsen. 
enden wir uns im Gebiete der Franken den Main auswärts 
bis zu seinen Quellen, so gelangen wir in das Innere 
Deutschlands, wo sich gerade in seiner Mitte das Fichtel- 
gebirge als ein Hauptknoten mitteldeutscher Gebirgszüge erhebt, die 
sich von hier nach drei verschiedenen Himmelsrichtungen erstrecken, näm- 
lich: gen Südosten der Böhmerwald, gen Nordosten das Elster- 
und Erzgebirge, gen Nordwesten der Franken- und Thüringer- 
wald. Hier, iu dem Fichtelgebirge, liegt auch der geheimnisvolle
	        
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