Metadata: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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Ein Klostervogt hatte für die Rechte und den Schutz des Klosters nach 
außen einzutreten. In den Kloster sch ulen wurden die künftigen Geist¬ 
lichen, doch auch die Söhne vornehmer Familien erzogen und unterrichtet. 
Neben der Landwirtschaft wurde Bierbrauerei, Salzsiederei, Glasbereitung 
und mancherlei Künstgewerbe betrieben. Durch den großen Landbesitz 
und durch die ihnen von den Königen geschenkten Zölle und Gerecht¬ 
samen wurden die Klöster bald reich. Mit dem Reichtum schlichen sich 
oft Trägheit und Genußsucht in die gottgeweihten Räume; ja nicht selten 
entarteten sie zu Stätten des Lasters. Am verdientesten machten sich die 
Benediktiner; am strengsten war die Regel der Kartäuser, besonders 
der Trappisten, denen sogar das Sprechen verboten war. Im 13. Jahr¬ 
hundert entstanden die Bettelorden der Franziskaner, Domini¬ 
kaner und Augustiner, denen durch ihre Ordensregel der Besitz des 
Eigentums durchaus verboten war. 
Das Bild (Abb. 120) führt uns in den inneren Hof eines Benedik¬ 
tinerklosters. Er wird eingefaßt auf der einen Seite von der Kirche, 
auf den drei andern von dem Wohn- und Schlafhause der Mönche, von 
dem Speisesaal mit Küche und Kellerei, von der Schreibstube mit der 
Bücherei. Ein Wandelgang, den kunstvolle Säulen stützen, zieht sich an 
diesen drei Seiten hin. Ein großer, mauerumschlossener Garten mit Fisch¬ 
teichen gehörte zu jedem Kloster. Mehrere Gruppen von Mönchen sind 
auf dem Hofe sichtbar. Sie tragen lange, rauhe, schwarze Kutten. Das 
oben geschorene Haupt ist entweder entblößt oder mit einer Kapuze bedeckt. 
Der Abt mit dem Krummstabe entläßt segnend einen Bruder, der zur 
Missionsreise gerüstet ist. Ein farbenkundiger Mönch steht auf einem 
Gerüste und malt an einem Wandgemälde. Zwei Pfleger tragen 
einen erkrankten Bruder nach dem Krankenhause. Ein Freund, der 
Wissenschaft schreitet mit einem Folianten unter dem Arme und 
einer Rolle in der Hand über den Klosterhof nach der Bücherei. Ein 
älterer Bruder pflanzt einen edlen Obstbaum ein. Aus der Kirchen¬ 
thür tritt mit dem Meßdiener ein Priester mit dem verhüllten Sakrament, 
um einem Kranken die letzte Stärkung zu bringen. 
6. Die Dichtkunst erreichte unter den Staufern ihre erste Blütezeit. 
Die Minnesänger sangen von edler Minne oder Liebe, von Frühlings¬ 
und Festeslust, von Wohl und Wehe des Vaterlandes. Am höchsten 
steht unter ihnen Walther von der Vogelweide um das Jahr 1200. 
Von seinen Minneliedern zum „Lobe der Frauen" sind am bekanntesten 
„Durchsüßet und geblümet sind die reinen Frauen —" und aus 
„Deutschlands Ehre": „Deutsche Frau'n sind engelschön und rein — 
Wolfram von Eschenbach singt im „Parzival" den höchsten Glanz 
weltlichen Rittertums und die tiefste Versenkung in das Heil im Christen- 
tume. Gottfried von Straßburg entwirft in „Tristan und Isolde" 
ein lockendes Bild des Lebensgenusses und Hartmann von der Aue 
im „Armen Heinrich" ein rührendes Gemälde der weiblichen Selbst¬ 
verleugnung. Das damalige Leben und Streben zeigt uns der „Sänger¬ 
krieg auf der Wartburg". Der Dichter ging mit dem Könige, und die 
Fürsten wetteiferten mit den Rittern um den Lorbeer der Dichter. In
	        
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