Full text: Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte

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wodurch wurden sie gefährlich? — Ein Bild des Klosterlebens! Was weißt 
du von den Frauen im Kloster, auf der Ritterburg, im einsamen Hage, 
im bürgerlichen Hause, in der Dichtung, z. B. in den Minneliedern, im 
Parzival, im Armen Heinrich, im Nibelungen- und Gudrunliede? — „Die Jo¬ 
hanniter" und „Der Kampf mit dem Drachen" von Schiller. „Hermann Balk" 
von Dahn. „Lied der Städte" von Lingg. „Elisabeths Rosen" von Bechstein. 
„Vogelweide" von Seidl. „Heinrich Frauenlob" von Roquette. „Der Sänger" 
von Goethe. „Des Sängers Fluch" von Uhland. „Die Feme" von Lingg. 
50. Ilfrcd der Große von England (871—901). 
1. Der traurige Zustand Englands. Egbert vereinigte die sieben 
angelsächsischen Königreiche zu einem einzigen (827). Aus der Zeit der 827 
Kämpfe zwischen Angelsachsen und Kelten, Christentum und Heidentum 
stammen die Sagen von König Arthurs (Artus) Tafelrunde und die 
schottischen Lieder des blinden Sängers Ossian. Unter Egberts Nach¬ 
kommen hatte das Reich furchtbar von den Einfällen der Normannen 
oder Dänen zu leiden, die ans ihren schnellen Schiffen wie Sturmvögel 
daherflogen, wie Heuschrecken die Küsten und Flußufer überfielen und 
wie Dohlen alles fortschleppten, was nicht niet- und nagelfest war. Sie 
drangen verwüstend bis in das Herz der Insel vor und nahmen Besitz 
von ihr. Endlich gelang es Alfred, Meister über die fremden Ein¬ 
dringlinge zu werden. 
2. Alfreds schwere Kämpfe. Alfred war von schöner Gestalt, 
großer Kraft und Gewandtheit, viel Anmut der Sitten, Güte des Herzens 
und Begabung des Geistes. Obwohl er die Normannen in acht Schlachten 
besiegte, so kamen doch unausrottbar immer neue Scharen nach. Einen 
Vertrag brachen sie und nötigten den bedrängten Alfred zur Flucht. Un¬ 
erkannt soll er als Knecht bei einer Hirtenfrau gedient haben. Die 
Dänen aber überschwemmten ohne Scheu das ganze Land. Da erschien 
Alfred, als Harfner verkleidet, unter den wilden Rotten und sang ihnen 
am Lagerfeuer Lieder vor. Dabei erspähte er aber alle Schwächen des 
Feindes, sammelte dann die zerstreuten Seinen und belebte ihren ver¬ 
zagten Mut. Sie fielen über die Dänen her und besiegten sie. In 56 
Schlachten hat Alfred mitgefochten und Wunder der Tapferkeit gethan. 
3. Seine weise Landesverwaltung. Durch weise Maßregeln 
suchte Alfred Ordnung zu schaffen und die Angelsachsen und Dänen zu 
verschmelzen. Die Rechtspflege handhabte er streng und ohne Ansehen 
der Person. Er teilte das ganze Land nach altgermanischer Weise in 
Grafschaften, diese in Hundertschaften, diese in Zehende. Zehn freie Haus¬ 
väter wählten einen Zehntrichter, hundert einen Hundertgrafen, die Graf¬ 
schaft einen Aldermann. Diese Vertrauensmänner hatten an der Spitze 
eines Geschworenengerichts für Ruhe, Ordnung und Sicherheit in ihrem 
Bezirk zu stehen. Wenn der Verbrecher nicht herbeizuschaffen war, so 
mußten sie den Schaden ersetzen. Nach einiger Zeit war die Sicherheit 
so groß, daß man sagte, „ein Wanderer könne seine verlorene volle Börse 
nach vier Wochen unberührt auf derselben Stelle finden". Das kirch¬ 
liche Leben hob Alfred durch den Bau und die Ausstattung von Kirchen,
	        
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